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Autos mit alternativem Antrieb
Hybrid, E-Auto, Wasserstofftank: Die verwirrende Vielfalt der umweltfreundlicheren PKWs im Überblick.

Früher war es schon nicht ganz einfach, wenn man ein Auto kaufen wollte: Sollte es ein Neuwagen sein oder ein Gebrauchter? Benziner oder Diesel? Wollte man bar bezahlen oder einen Kredit aufnehmen? Heute ist die Situation um ein Vielfaches komplizierter geworden, denn es gibt eben nicht mehr nur Benziner oder Diesel, sondern auch PKWs mit alternativem Antrieb: Hybrid, Plug-in-Hybrid, E-Auto, Erdgas oder gar Wasserstoff. Sie alle haben Vor- und Nachteile, sind für den einen oder anderen Autofahrertypen besser oder schlechter geeignet. Roman Suthold, Fachbereichsleiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein in Köln und Honorarprofessor für Mobilitätswirtschaft an der Hochschule Fresenius, kennt sich bestens mit den Unterschieden aus. Das liegt auch daran, dass er selbst über zehn Jahre lang einen Hybrid-Wagen gefahren ist, bevor er auf Plug-in-Hybrid umgestiegen ist.
Hybrid
„Ein Hybrid-Auto ist im Regelfall ein Benziner mit einem zusätzlichen Elektromotor“, erklärt Suthold. Er muss nicht an eine Stromladesäule angeschlossen werden, da sich die Batterie automatisch beispielsweise beim Bremsen lädt. „Somit ist ein Hybrid-Wagen ideal für das typische Stop-and-Go in Köln oder Bonn“, sagt der Mobilitätsexperte. „Denn so fährt man in der Stadt elektrisch und verbraucht nur wenig Benzin. Voraussetzung: Das Auto ist möglichst leicht gebaut“. Je schwerer der Wagen ist, desto mehr Energie benötigt er beim Fahren und desto schnell ist der Batterie leer. Übrigens: Auch die Kombination aus E-Auto und Wasserstoff ist ein Hybrid. Das ist jedoch längst noch nicht so üblich wie der Verbrennungsmotor in der Kombination mit dem Elektroantrieb.
Hybrid, Plug-in-Hybrid – ist das nicht dasselbe?
Auch wenn sich die Bezeichnungen „Hybrid“ und „Plug-in-Hybrid“ sehr ähnlich sind, so gibt es dabei doch einen großen Unterschied: Der Plug-in-Hybrid kann an eine Ladesäule angeschlossen werden. Daher kommt auch der Name, denn „to plug in“ im Englischen heißt „anschließen“. „Der Vorteil des Plug-in-Hybrids ist, dass er auch Strecken von 40 oder 50 Kilometern aufgrund seiner leistungsfähigeren Batterie elektrisch zurücklegen kann“, sagt Suthold. Wer dann zuhause und bei der Arbeit beispielsweise eine Ladesäule oder eine Wallbox hat und zusätzlich bei Discountern einkauft, die Ladesäulen bieten, kommt in der Regel nicht in die Situation, dass der Akku leer ist. In Köln gibt es beispielsweise sechs ALDI-Märkte mit Ladesäulen, in Bonn einen. Aber auch LIDL, sowie Kaufland und viele andere Einzelhändler bieten verstärkt die Möglichkeit an, das Auto während des Einkaufens zu laden. In der Stadt gibt es durch diese und viele andere Anbieter also einen deutlichen Vorteil für alle, die ihr E-Auto oder den Plug-in-Hybrid laden wollen.
Hinzu kommt: Seit der Reform des Wohnungseigentumsgesetzes, das in seiner neuen Version seit Dezember 2020 gilt, können Eigentümer in Wohnanlagen und Mieter verlangen, dass bauliche Veränderungen vorgenommen werden, um elektrisch betriebene Fahrzeuge zu laden. Das regelt Paragraf 20. Geplant ist außerdem, dass künftig mit größeren Neubauten auch Ladepunkte errichtet oder zumindest die nötige Infrastruktur dafür verlegt werden müssen.
Der Mobilitätsfachmann hat für alle, die sich für diesen alternativen Antrieb interessieren, noch einen Hinweis: „Verlassen Sie sich nicht unbedingt auf die Angaben zum Verbrauch, die der Hersteller macht.“ Beim Wechsel von seinem Hybrid auf einen neuen Plug-in-Hybrid stellte er fest, dass der Wagen deutlich mehr verbraucht, als die Hersteller üblicherweise angeben.
Der Unterschied zum E-Auto
Im Gegensatz zum Hybrid und Plug-in-Hybrid hat das E-Auto gar keinen Verbrennungsmotor mehr. Ist die Batterie also leer, bleibt das Auto stehen. „Das sollte allerdings in Deutschland nur noch selten passieren“, so Suthold. „Denn es gibt mittlerweile viele Ladesäulen. Köln und eigentlich ganz NRW hinken zwar beispielsweise hinter Berlin, München und Stuttgart hinterher, aber es gibt trotzdem eine relativ gute Abdeckung“. Hinzu kommt: 200 Kilometer schafft eigentlich jedes E-Auto mit einer Akkuladung, einige auch deutlich mehr.
Die nächste Ladesäule findet man übrigens recht einfach über Apps wie die von Chargemap oder EnBW . Größer sei das Problem, die passende Ladesäule zu finden. „Üblicherweise hat man eine Ladekarte von einem Energieversorger. Dieser wiederum hat Kooperationspartner, bei denen man ebenfalls das Auto laden darf“, erklärt Roman Suthold. „Kommt man an die Ladesäule eines Betreibers, mit dem man keinen Vertrag hat, ist man Fremdnutzer. Dann wird nicht nach Verbrauch abgerechnet, sondern nach Ladezeit. Wenn man die falsche Ladekarte hat, kann das besonders im Ausland sehr teuer werden“, weiß er aus Erfahrung. „Es ist wie früher, als Roaming innerhalb Europas bei der Handynutzung im Ausland noch viel mehr gekostet hat als heute“.
Grundsätzlich sei es aber kein Problem, mit dem E-Auto in den Urlaub beispielsweise nach Frankreich oder in die Niederlande zu fahren, denn: „Viele Länder sind deutlich weiter als wir hier in Deutschland“. Übrigens können im europäischen Ausland zum Beispiel die DKV Card oder die Shell Card hilfreich sein – sie gelten auch an vielen Ladesäulen in Europa. Allerdings könne es gerade zu den Stoßzeiten in den Ferien an den Tank- und Ladestellen an der Autobahn zu längeren Wartezeiten kommen – „ganz einfach, weil viel mehr E-Autobesitzer aus den Nachbarländern auf der Straße sind als in Deutschland. Und Laden dauert eben länger als einmal Volltanken“.
Was der Staat finanziell unterstützt
Wer über den Kauf eines Autos mit alternativem Antrieb nachdenkt, kann übrigens ordentlich sparen: Denn Anfang Juli 2020 wurde von der Bundesregierung die Innovationsprämie für E-Autos erhöht. So werden E-Autos mit bis zu 9000 Euro gefördert, Plug-in-Hybride mit bis zu 6750 Euro. Die Prämie besteht aus einem Bundes- und einem Herstelleranteil.
Die erhöhte Förderung gilt bis Ende Dezember 2021 und kann unter Umständen sogar rückwirkend geltend gemacht werden. Anlaufstelle dafür ist die Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Dort stellt man nach dem Kauf des Wagens einen Antrag und bekommt dann rückwirkend den Zuschuss überwiesen. „Der ADAC empfiehlt allerdings eher, ein E-Auto zu leasen“, so Suthold. „Damit hat man später keine Probleme mit dem Batterie-Recycling“. Aber: auch Leasingnehmer können einen Förderantrag stellen.