Vorsorgen
Investieren in Fußball-Aktien
Nicht nur auf dem Spielfeld geht es im Fußball-Business hoch her – auch an der Börse sorgen die Aktien der börsennotierten Clubs für Aufregung. Lohnt sich die Anlage in Wertpapiere von BVB und Co.?

Geld schießt keine Tore, heißt es. Doch helfen Tore beim Geldverdienen? Nach Borussia Dortmund ist nun die Spielvereinigung (SpVgg) Unterhaching als zweiter deutscher Verein an der Börse notiert. Welches Potenzial haben die Fußball-Papiere?
Die Fans der SpVgg Unterhaching hatten in jüngster Zeit jede Menge Grund zum Jubeln. Als Aufsteiger sicherte sich der Verein vom Münchener Stadtrand am 32. Spieltag der abgelaufenen Spielzeit den Klassenerhalt in der 3. Liga. Ein großer Erfolg nach den zurückliegenden schwierigen Jahren. Der ehemalige Bundesligist war nach einer glanzvollen Phase bis in die Regionalliga abgestürzt. Nun stabilisiert sich der Verein und etabliert sich im Profifußball.
Noch mehr freuten sich die Hachinger Anhänger, die im Juli gleich zu Börsenstart in Aktien ihres Ver-eins investiert hatten. Zwischenzeitlich hat sich die Aktie überraschend positiv entwickelt. Bislang wurden laut „Spiegel Online“ mehr als 330.000 Haching-Aktien verkauft und mehr als 2,7 Millionen Euro eingenommen.
Fußballklubs haben einen eigenen Index
Die Bedeutung von Fußballaktien insgesamt hat zugenommen. Inzwischen haben die börsennotierten Clubs sogar ihren eigenen Index: Im Stoxx Europe Football (STXE) sind die Kurse der Vereine abgebildet, deren Aktien auf dem europäischen Markt zu haben sind.
Bislang sind das vor allem große Traditionsvereine, die ihre Profi-Abteilung ausgegliedert und in eine Aktiengesellschaft überführt haben: Manchester United, Juventus Turin, Ajax Amsterdam, der FC Porto und Borussia Dortmund – um nur einige der Klubs zu nennen, deren Papiere gekauft werden können. Für die Vereine ist der Aktienmarkt eine gute Möglichkeit, um an Kapital zu kommen.
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Die Umsätze explodieren – die Kurse nicht
Trotz des überragenden Starts der Aktie der SpVgg Unterhaching überschlugen sich die Experten nicht mit Kaufempfehlungen. Aber warum? Aufschlussreich ist ein Blick in die jüngere Vergangenheit.
Das Geschäft mit dem Sport – und speziell mit Fußball – hat sich rasant entwickelt. Im vergangenen Jahrzehnt sind die Umsätze der 20 europäischen Spitzenclubs laut der Unternehmensberatung Deloitte um durchschnittlich acht Prozent jährlich gestiegen. Zum Vergleich: Die Weltwirtschaft wuchs gerade einmal halb so schnell. Allein Marktführer Real Madrid erwirtschaftete einen Umsatz von rund 750 Millionen Euro.
Die beindruckende Entwicklung schlug sich jedoch kaum in den Kursen der Vereine nieder. Die Aktie von Vize-Meister Borussia Dortmund zeigt sich nach einer längeren Talsohle stabil, liegt aber immer noch unter dem ursprünglichen Ausgabepreis im Jahr 2000. Trotz mehrerer großer Erfolge wie die Meisterschaften 2011 und 2012 sowie der spürbaren Stärkung der internationalen Markenpräsenz bewegt sich der Kurs eher seitwärts.
Dieser Trend bestätigt sich mehr oder weniger bei allen europäischen Fußballclubs. Das liegt vor allem daran, dass BVB und Co. sehr hohe und oft schwer vorherzusehende Ausgaben für Transfers haben. Beispiel Manchester City: Die Engländer gaben in diesem Sommer knapp 170 Millionen Euro für neue Spieler aus – bei Transfererlösen von rund 70 Millionen Euro. Dieses Transfer-Minus drückt die Gewinnerwartung deutlich. Und damit auch den Wert der Anteile.

Warum das Investieren in Fußball risikoreich ist
Aus Sicht der Anleger ist das Spiel mit Fußball-Papieren eher mit Vorsicht zu genießen. Jede Partie des Clubs kann einen großen Einfluss auf den Börsenkurs haben. Beispiel Ajax Amsterdam: In der vergangenen Saison übertraf der niederländische Traditionsclub alle Erwartungen, als der Verein ins Halbfinale der Champions League einzog, dem sportlich und wirtschaftlich wichtigsten Wettbewerb des Kontinents.
Als Ajax im Hinspiel des Halbfinals Gegner Tottenham Hotspur aus England an den Rand einer Niederlage brachte, schnellte die Aktie rasant in die Höhe. Für Ajax folgte dann aber im Rückspiel das Aus – und die Aktie verlor innerhalb eines Tages ein Drittel ihres Wertes. Über die gesamte Saison hinweg war es weniger der Verlauf der Meisterschaft, sondern das Abschneiden in der lukrativen Champions League, das den Kursverlauf diktierte.
Spiel mit eigenen Gesetzen
Das Beispiel Amsterdam zeigt die hohe Volatilität der Fußball-Papiere. Gleichzeitig macht es auch deren Einzigartigkeit deutlich: Der Erfolg von Aktien im Fußballgeschäft unterliegt eigenen Gesetzen.
Während bei normalen Unternehmen und Konzernen Quartalszahlen und Gewinnerwartungen entscheidend sind, dominieren im Fußball andere Faktoren: Der Einzug in einen lukrativen Wettbewerb, der Auf- oder Abstieg, die Verpflichtung eines überragenden Spielers oder auch die schwere Verletzung eines Leistungsträgers können den Kurs in Bewegung bringen. Das macht die Aktien auch für Experten schwieriger einschätzbar und risikoreich.
Einflussnahme auf der Hauptversammlung
Die Aktionäre üben Einfluss auf die Geschicke des Vereins im Rahmen der Hauptversammlung aus, die einmal jährlich stattfindet. So auch bei Borussia Dortmund.
Knapp 60 Prozent der Aktien sind in Streubesitz – und dürften damit vor allem in Händen von BVB-Fans sein. 25 Prozent gehören den Sponsoren Evonik, Signal Iduna und Puma, knapp 10 Prozent Aufsichtsratsmitglied Bernd Geske. Die Kleinaktionäre melden sich auf der Hauptversammlung zu Wort, sie stellen Fragen und Anträge.
Letztendlich geht es beim Revierklub aber nicht viel anders zu als bei anderen Aktiengesellschaften: Es wird diskutiert über Investments, den Gewinn und die Dividende. Letztere betrug im Jahr 2018 übrigens sechs Cent.
Fürs Sportliche bleibt auch bei der Borussia die Mitgliederversammlung das wichtigere Gremium. Dort wird über Zu- und Abgänge, die Konkurrenzsituation mit dem FC Bayern und die Perspektiven in der Champions League diskutiert.
Apropos Bayern: Wenn Sie gerne Aktien des deutschen Rekordmeisters zu Ihrem Portfolio hinzufügen möchten, haben Sie Pech gehabt. Die Münchner haben zwar 2001 eine Aktiengesellschaft gegründet, die Papiere werden aber nicht an der Börse gehandelt. Stattdessen hält der Verein selbst 75 Prozent der Aktien, der Rest verteilt sich auf die Sponsoren Audi, Allianz und Adidas.
Fazit: nur für Fans und Spekulationsfreudige