FINANZIEREN
Zehn Fragen auf dem Weg zum Millionär
Mit dem Online-Spiel „MoneySwiper“ können vor allem junge Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger, Schülerinnen und Schüler und Studierende auf unterhaltsame Weise ihr Finanzwissen überprüfen – ein gutes Training, um auch im richtigen Leben clevere Entscheidungen bei Geldgeschäften zu treffen.

Eine schwierige Entscheidung bei „MoneySwiper“ steht gleich zu Anfang an. Ich muss mir eine Spielfigur aussuchen. Insgesamt fünf Charaktere stehen zur Auswahl. Will ich der angesagte Rapper oder lieber der professionelle Gamer sein? Ich überlege. Ein paar Abende am Computer daddeln – reicht das, um Experte am Joystick zu sein? Eher nein. Und Rapper? Schnelle Autos, stylische Klamotten und immer in die angesagtesten Clubs der Stadt – ein solches Leben, durch das ich mich mit „MoneySwiper“ spielen muss, erscheint mir sehr anstrengend zu sein. Ich will es bei diesem Online-Spiel schließlich zum virtuellen Millionär bringen. Dazu muss ich in unterschiedlichen Lebensphasen Entscheidungen treffen. Wenn ich mich dabei clever verhalte, habe ich bis zum Ruhestand ein stattliches Vermögen zusammengebracht.
Ich entscheide mich für den „Socializer“. „Du hast ein Ziel im Leben: entspannt, erfüllt und glücklich zu sein“ – mit dieser Typbeschreibung kann ich mich spontan identifizieren. Ich starte mit null Euro. Zehn Fragen und fünf Minuten später habe ich es immerhin auf knapp 53.000 Euro von möglichen 90.000 Euro gebracht und ich liege damit im mittleren Drittel. Gar nicht so schlecht, finde ich. Aber das geht noch besser, sagt mir das Spiel. Schließlich bin ich von der angepeilten Million noch meilenweit entfernt. Ich muss mich wohl über meine privaten Finanzen und Geldanlagen etwas besser informieren.
Finanzwissen aneignen und mit Freunden spielen
„MoneySwiper“ ist allerdings kein Wissensquiz. So wie im richtigen Leben beeinflussen die einzelnen Finanzentscheidungen den Lauf der Dinge – und am Ende der Spielrunde wird ein Kassensturz gemacht. Was mir gut gefällt: dass ich mit dem Ergebnis nicht allein gelassen werde. Denn bei der anschließenden individuellen Auswertung erfahre ich, ob meine Entscheidungen finanziell sinnvoll waren und ich bekomme noch ein paar Tipps zum Umgang mit Finanzprodukten.
Mein Ehrgeiz ist jedenfalls geweckt. Ich starte noch einmal von vorn. Dieses Mal mit dem „Boss“. Nach dem zweiten Durchgang bin ich so angefixt von „MoneySwiper“, dass ich alle Finanzcharaktere durchspiele. Aus der ursprünglich geplanten kleinen Zockerei in der Mittagspause ist ein kurzweiliger Nachmittag geworden. Am Ende nutze ich die eingebaute Möglichkeit, einige meiner Freunde zu „MoneySwiper“ einzuladen. Wollen wir doch mal abwarten, ob sie es schaffen, mehr Geld zu verdienen als ich.
„Wir haben gesehen, dass viele Games und Apps, die spielerisch Finanzwissen vermitteln wollen, oftmals etwas trocken und altbacken daherkommen“, erklärt Ilja Tscharikow, einer der „Erfinder“ und Gründer des Spiels, erfreut über mein positives Feedback. „Dass unsere Spielidee innovativer und zielgruppengerechter daherkommt, liegt vielleicht daran, dass wir beide mit Anfang 20 Jahren selbst zur Zielgruppe gehören“, ergänzt Gründer und Entwickler Lennard Wenzel. „Zunächst haben wir nur unsere eigenen Vorstellungen, darüber wie wir angesprochen werden wollen und welche Fragen wir zum Thema Finanzen haben, in das Spiel einfließen lassen. Später haben wir auch das Feedback von Freunden bzw. der Zielgruppe berücksichtigt.“

Seit Oktober live
Dass die beiden Informatikstudenten aus ihrer Idee ein funktionierendes Spiel machen konnten, haben sie dem Sieg im Crowd-Working-Wettbewerb zu verdanken, den die Sparkasse KölnBonn im November vergangenen Jahres auf der Plattform ekipa.de gestartet hatte. Im Finale, das als Online-Event im Juni stattfand, überzeugten die beiden als Team „Schwup“ die Jury von ihrer Idee. Sparkassen-Privatkundenvorstand Volker Schramm versprach noch bei der Siegerehrung: „Wir werden diese tolle Idee auf jeden Fall umsetzen.“
Die Sparkasse hat Wort gehalten. Mitte Oktober ist das Spiel live gegangen. Seitdem kann jeder interessierte Online-Besucher unter Beweis stellen, dass er mit seinem Finanzwissen das Zeug zum Millionär hat.
Entwickler-Duo nutzt Siegerprämie
Zuvor sind allerdings viele Stunden Arbeit in das Projekt geflossen. Nachdem der Startschuss gefallen war, haben die beiden Softwareentwickler zunächst einen Prototyp programmiert. Der wurde dann im August eine Woche lang mit rund 70 Testspielern aus der Gruppe der 16- bis 23-Jährigen ausprobiert. „Das Feedback daraus ist dann in weitere Verbesserungen geflossen“, erläutert Anne-Sophie Haas, die zusammen mit Nadine Leonards bei der Sparkasse die Projektverantwortung übernommen hat. „Gelobt haben die Tester vor allem den Unterhaltungsfaktor von ‚MoneySwiper‘ und dass die einzelnen Runden nicht zu lang dauern“, ergänzt Leonards. „Aber viele wollten mehr Charaktere zur Auswahl haben und zu den Formulierungen einiger Fragen gab es noch Verbesserungsvorschläge. Daran haben wir dann noch einmal gearbeitet. Auch gab es weitere Ideen, die wir uns in einer zweiten Entwicklungsstufe anschauen werden.“ Erst einmal soll „MoneySwiper“ jedoch als Internet-basiertes Online-Spiel in Schwung kommen. Dazu wird die Sparkasse, die Sponsor des Spiels ist, gerade am Anfang die Werbetrommel rühren. „Wir posten den Link zum Spiel in den sozialen Medien und selbstverständlich über die Homepage der Sparkasse“, sagt Haas. „Zusätzlich werden wir noch kleinere Werbespots drehen.“
Die Umsetzung der Spielidee von „MoneySwiper“ haben die beiden Programmierer Tscharikow und Wenzel genutzt, um ihre eigene Berufskarriere anzuschieben. Das Entwickler-Duo hat eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet, in die auch die Siegerprämie von 5.000 Euro aus dem Crowd-Wettbewerb geflossen ist. Ihr gutes Finanzwissen haben die beiden damit unter Beweis gestellt, denn sie investieren in ihre eigene Idee. Und wer weiß – vielleicht schaffen es die beiden Jungs mit ihrer Idee auch im realen Leben zu Millionären zu werden?