Engagement
So vielfältig kann Leseförderung sein
Leseförderung kann auch Spaß machen, das zeigen zwei Herzenprojekte der SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn: Das Projekt „kicken&lesen“ richtet sich dabei speziell an Jungen. Mit den internationalen Buchwochen tauchen die Kinder in andere Kulturen ein.

Der Geruch von frischem Papier, das Gefühl der Seiten und das Eintauchen in eine andere Welt von Zauberern, Fabelwesen oder auch von starken Frauen und Männern – Lesen bedeutet für manche Flucht vom Alltag und eine Zeit der Ruhe. Doch viele Kinder und Jugendliche finden in der schnelllebigen Zeit nicht den richtigen Zugang zum Lesen. Dabei ist es nicht nur in der Freizeit, sondern in jedem Lebensumstand wichtig, flüssig lesen zu können. In der Schule, um zu lernen und zu verstehen. Später der Mietvertrag, der Arbeitsvertrag oder eine Zeitung.
Gerade Jungen fällt das Lesen oft schwer. „Die Gründe können vielerlei Natur sein“, weiß Ursula Schröter, Referentin für Literatur- und Leseförderung von der SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn. „Der eine ist einfach ein Lesemuffel, ihm ist es vielleicht zu anstrengend, der andere nimmt Defizite aus der vierten Klasse mit auf die weiterführende Schule und schafft es dort nicht aus eigenem Antrieb, sie auszugleichen.“ Um die Jungen gleichermaßen zu fördern und für das Lesen zu begeistern, wurde „kicken&lesen“ ins Leben gerufen.
Ballsport und Leseförderung
Fußballspielen und lesen? Was auf den ersten Blick gar nicht zusammenpasst, ist auf den zweiten Blick eine hervorragende Idee, um Jungs der 5. und 6. Klasse ans Lesen heranzuführen und zu motivieren. Das Projekt von der SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn und der Stiftung des 1. FC Köln hat 2021 beim deutschen Lesepreis den zweiten Platz belegt. Es wurde in der Kategorie „Herausragendes kommunales Engagement in der Leseförderung“ ausgezeichnet. In der AG werden die Jungen aber nicht nur fürs Lesen begeistert, auch der Sport kommt nicht zu kurz. Wöchentliche Fußball- und Lesetrainings gibt es gleichermaßen. Eines der Höhepunkte ist ein Training im Geißbockheim.
Wettbewerbsgedanken fördern Ehrgeiz
Während der Trainingseinheiten können die Kinder Punkte sammeln. So kommt der Wettbewerbsgedanke ins Spiel und setzt einen zusätzlichen Anreiz. Gekrönt wird die einjährige AG mit einem „BookSlam“, bei dem jedes Team sein Lieblingsbuch vorstellt. Ein weiteres Highlight: die Vergabe des Wanderpokals: auf dem heiligen Rasen des 1. FC Köln bei einem Heimspiel. Auch „Meet and Greets“ mit echten Fußballprofis lässt viele junge Spielerherzen höherschlagen.
Leseverständnis für Kinder
„Kicken und lesen“– die Leseförderung für Jungen der Sparkasse KölnBonn richtet sich an alle Schulformen, außer Gymnasien, wofür es konzeptionelle Gründe gibt. Das schöne sei auch, so Ursula Schröter, dass die Teams gemischt seien – also gut lesende und nicht gut lesende Kinder hier vertreten seien. Von den bis zu 14 Schulen, die sich jährlich bewerben, werden acht ausgewählt. Dabei gilt die Prämisse, dass vier zum ersten Mal mit dabei sein müssen. 2022/2023 werden erstmals auch Bonner Schulen dabei sein.
Mit Freude lesen lernen
Die Lehrerinnen und Lehrer der Schulen, die dann teilnehmen können, erhalten im Voraus ein Coaching von Autor Frank Maria Reifenberg. Dabei werden die Lese-, Lern- sowie Trainingsmethoden vorgestellt. Daraufhin beginnt die AG mit dem „Kickoff“. Zum Start bekommt jedes Team unter anderem eine Mannschafts-Trikotausstattung, einen Fußball mit den Unterschriften der Profispieler des 1. FC Köln sowie eine prall gefüllte Bücherkiste mit mehr als 70 Titeln zum Schmökern.
Das Besondere ist, dass sowohl die Schüler als auch die Betreuenden ein Jahr durchhalten und bis zu den nächsten Sommerferien mit Buch und Ball trainieren müssen. „Doch am Ende lohnt es sich immer“, sagt Ursula Schröter. Für dieses Jahr sind die Bewerbungen schon gelaufen, für das kommende Schuljahr 22/23 können noch welche eingereicht werden.
Ins Leben gerufen wurde das Projekt 2013, seitdem erfreut es sich großer positiver Resonanz und Beliebtheit.
Lesekompetenz für Kinder
Ein Projekt, welches schon ein paar Jahre länger – seit 1996 – besteht, sind die internationalen Kinder- und Jugendbuchwochen. Die SK Stiftung Kultur, die Stadt Köln (Kulturamt und Stadtbibliothek), das Erzbistum Köln, die Fachstelle Katholische Öffentliche Büchereien und das jfc Medienzentrum organisieren und unterstützen sie gemeinsam. Die internationalen Kinder- und Jugendbuchwochen finden hauptsächlich direkt an den Schulen statt, die Autorinnen und Autoren kommen zu den Kindern in die Klassenräume, Mensen und Aulen.

Schweden entdecken
2022 fiel die Wahl auf Schweden. Neun Autorinnen und Autoren kommen dafür nach Köln und stellen ihre Kinder- und Jugendbücher vor. Unter anderem dabei sind Rose Lagercrantz und Pija Lindenbaum. Lagercrantz ist eine vielfach ausgezeichnete Buchautorin, die vor dieser Karriere ein Kindertheater führte. Dunne heißt das Mädchen, um die sich die meisten ihrer Geschichten drehen. Hierbei geht es sowohl um Lungenentzündungen, Papas Hochzeit aber auch erste selbstständige Ausflüge, Abenteuer und einen Unfall. Einfühlsam und sensibel zeigt Lagercratz, dass jeder Mensch liebenswert ist.

Pija Lindenbaum arbeitet als Grafikerin, Schriftstellerin und Illustratorin, besonders für ihre Bilderbücher ist sie bekannt. Viele ihrer Werke wurden dramatisiert und auf schwedischen sowie ausländischen Bühnen aufgeführt. Ihre Buchtitel tragen Namen wie: „Pudel Pommes“, „Greta haut ab“ oder „Wir müssen zur Arbeit“.
Kulturförderung für Kinder
Flankierend gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm: Gastspiele im Comedia-Theater oder szenische Lesungen, Ausstellungen – beispielsweise im Kulturbunker Mülheim und Filme, die das jeweilige Land den Kindern und Jugendlichen vorstellen.
So werden nicht nur Länder und spannende Bücher, sondern auch die verschiedenen Medien und Kulturformen vermittelt. „Für uns sind die internationalen Buchwochen auch ein richtiges Herzensprojekt“, erzählt Ursula Schröter von der SK Stiftung Kultur. „Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie unterschiedlich sich die Schulen und Kinder mit dem jeweiligen Land beschäftigen und wie viele Fragen sie in den Lesungen stellen. Manche bringen vollgeschriebene DIN-A4-Seiten mit. Die Autorinnen und Autoren freuen sich über die vielen Fragen der Kinder und versuchen sie mit Hilfe der Dolmetscherinnen und Dolmetscher so gut sie können zu beantworten.“
Das Schöne: Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur zehnten Klasse – egal welche Schulform. Die interessierten Einrichtungen müssen sich lediglich bei der Stiftung SK Kultur anmelden. Bewusst richtet sich das Angebot auch an Schulen, an denen viele Kinder nicht von sich aus in die Stadt fahren würden, um an einer Lesung teilzunehmen.