Nahaufnahme
The Cöln – Kölner Musikgeschichte wird weitererzählt
Schon 40 Jahre ist es her, dass The Cöln das nationale Publikum in seinen Bann gezogen hat. Der große Durchbruch war zum Greifen nahe. Jetzt hat die Band nach all dieser Zeit ihr Comeback gefeiert – im Kölner Basement.

Für The Cöln geht es wieder auf die Bühne – im zweiten Anlauf. Ihr Comeback feierte die Kölner Band im Basement, dem Gewölbe unterhalb der Christuskirche in Neustadt-Nord, wo sie einst schon erfolgreich auftrat. Mit im Gepäck: erstmals nicht nur eine, sondern gleich drei CDs unter dem Titel „Complete Works“. Das Album soll The Cöln nun die Anerkennung in der Kölner Musikszene bringen, die sich Anhänger der Band schon vor 40 Jahren gewünscht hatten.
The Cöln: Eine fünfköpfige Band aus Köln, die für schnelle und melodiöse Rocksongs steht und an den früheren Joe Jackson oder Bob Geldorfs Band The Boomtown Rats erinnern lässt. Vor genau 40 Jahren formte sich The Cöln und verschrieb sich dem Genre New Wave. Der Bandname ließ schon erahnen, dass die Band international Fuß fassen wollte. Sie wagten den Spagat zwischen englischen Texten und deutschem Publikum. Manch einer erinnert sich noch zurück an die Zeiten, in denen The Cöln in den angesagten Locations rund um Köln auftrat. Die gute Nachricht für alle Nostalgiker und Fans der ersten Tage: Die Band feierte im August nach 40 Jahren ihr Comeback.
Die 70er-Jahre versprühten einen neuen Zeitgeist, der auch internationale Musik aus Übersee mitbrachte. New Wave nannte sich diese Bewegung. Mit Ursprüngen in New York und England entwickelte sich das Genre, häufig mit Punk und Rock in Verbindung gebracht, in den 80ern hin zu einem kommerzialisierten Sound. Wolfram Peters, Produzent des Albums und Initiator der Bandreunion, beschreibt New Wave als „tanzbar, überdreht, bunt, schräg, schrill und laut“.
Begeistert von den neuen Klängen und dem Erfolg dieser Musikrichtung, wollte auch The Cöln Teil der mitreißenden Bewegung sein. Nach einem Konzertbesuch der Sunny Jim Band, einer britisch-niederländischen New-Wave-Truppe, war es dann einstimmig beschlossen. The Cöln würde sich dem New Wave anschließen – und auch auf Englisch singen. Damit waren sie dem damaligen Zeitgeist voraus. Die Neue Deutsche Welle war währenddessen in vollem Gange und bescherte dem Publikum eine deutsche Version des internationalen New Wave – allerdings mit deutschen Texten.
Die Mitglieder der Band
Ralf Felder (Drums)
Dirk Schlömer (Guitar, Vocals)
Wolfgang Mertens (Keyboard)
Andreas Merkel (Bass)
Carsten Seim (Vocals)
Homepage: The Cöln
Der erhoffte Durchbruch blieb aus
Sie waren gekommen, um zu bleiben. Dachten sie zumindest. Doch das deutsche Publikum forderte deutsche Texte – die Kölner sogar bevorzugt Kölsch. Bands und Einzelinterpreten wie BAP, aber auch Nena, Ideal und DAF schafften den Durchbruch auf nationaler Ebene und brannten sich ins Gedächtnis der Masse ein. Was war inzwischen aus The Cöln geworden?
Mit der in Deutschland angekommenen Neuen Deutschen Welle gelang es The Cöln nicht, auf diesen Trend mitaufzuspringen. Mit ihren englischen Titeln sind sie gegen den Strom geschwommen. Das störte einige jedoch nicht. Diejenigen, die ihre Konzerte besucht haben, waren hellauf begeistert von dem Talent und Mut der jungen Kölner. Jetzt mussten nur noch die Plattenfirmen überzeugt werden.
Weiterhin motiviert und voller Tatendrang wollte die Band ihre gute Resonanz, die sie aus den Auftritten erhalten hatte, in Plattenverkäufe umsetzen. Die fünf Musiker, gerade in ihren 20ern, hatten mittlerweile das heimische Bundesland verlassen und traten auch in Großstädten wie Berlin und Hamburg auf. Eine Fanbase hatte die Band schon, aber noch keinen Plattenvertrag. Zwar folgte nach der ersten Studioaufnahme des Debütalbums zeitnah die Aufnahme eines zweiten Albums, die Vermarktung blieb aber aus. Aufgeben war jedoch keine Option.
Nach einiger Zeit kam endlich Bewegung ins Spiel. The Cöln konnte den Chef des Berliner Studios Paragon, Horst Müller, von der ersten Sekunde an überzeugen. Er wurde ihr neuer Manager und hatte schon vielen New-Wave-Bands zu Erfolg verholfen. Dennoch: Der ersehnte Plattenvertrag blieb weiterhin aus. Mit zwei Alben in der Hand und einem Management, das keinen Vertrag akquirieren konnte, blieben alle Produktionen unveröffentlicht. Und damit auch unzugänglich für die Fans. Dass es mit dem großen Durchbruch doch nicht klappte, lag wohl an all diesen Gründen. Entmutigt und enttäuscht löste sich die Band 1981, nach dem Austritt von Carsten Seim und Dirk Schlömer, dann schließlich auf.

Ein Erfolg versprechendes Comeback ist in Planung
Mittlerweile sind 40 Jahre vergangen und die Bandmitglieder sind ihre eigenen Wege gegangen – zum Teil abseits von der Musik. Umso überraschender, dass plötzlich von einem Comeback die Rede ist. Anlass für die Überlegung, es noch ein letztes Mal zu wagen, ist ein Dokumentarfilm über den 1. FC Köln. Wie passt das zusammen?
Dirk Schlömer, der ehemalige Komponist, Gitarrist und Sänger von The Cöln, komponiert inzwischen erfolgreich Musik für Filme. Viele Jahre hat er bei der Band Ton Steine Scherben mit Rio Reiser gespielt. Als es dann 2017 um die musikalische Untermalung des Films „Das Double – Eine Zeitreise mit dem 1. FC Köln“ ging, kam Dirk Schlömer mit an Bord. Er war es, der ein Riff – ein rhythmisches und häufig wiederholtes zwei- bis viertaktives Motiv mit hohem Wiedererkennungswert – aus einem der Songs von The Cöln in den Film miteinbaute.
Trotz aller Skepsis entschied man sich am Ende sogar dafür, den gesamten Song „Leavin‘ Town“ mit in den Film zu integrieren. Eine gute Entscheidung. Nicht nur die Produzenten, sondern auch die Zuschauer waren angetan von der Verwendung des Songs. Diese Bestätigung ist die Geburtsstunde des Comebacks. Anhänger hoffen, The Cöln könnte diesmal zur rechten Zeit am rechten Ort sein.
Was lange währt, wird endlich gut
Am 29. August 2020 war es so weit. The Cöln stand seit 40 Jahren das erste Mal wieder auf der Bühne. In Köln, wo alles begann. Im Gewölbe der Christuskirche, dem Basement, performte die Band vor heimischem Publikum. Zehn Songs plus weitere vier Zugaben wurden zum Besten gegeben und kamen beim Publikum gut an – wie in den alten Zeiten. Eine Genugtuung für die gesamte Band.
Im Vorfeld, als klar wurde, dass The Cöln ihren Weg zurück auf die Bühne finden würde, haben sie zehn Bandproben angesetzt. In dieser Zeit konnten sich die Mitglieder wieder neu zusammenfinden. Alles klappte nach einer gewissen Ein- und Aneinandergewöhnung wie vor 40 Jahren. Alle fieberten dem Auftritt entgegen, das Konzert konnte nicht früh genug stattfinden. Aber unverhofft kam die Corona-Pandemie dazwischen und verschob die Pläne der Band kurzerhand. Endlich war es dann so weit, und The Cöln präsentierten sich und ihre Musik mit voller Energie in der Kult-Location Basement, in der schon Joy Division und die Eurythmics aufgetreten sind.
Ein weiteres Highlight für die Band ist das kürzlich erschienene Gesamtalbum „Complete Works“. Erstmals in der Geschichte der Band können die Werke in Form von CDs auch daheim angehört werden. Beide Alben, die schon 1980 produziert worden sind, haben es auf die 3er-CD geschafft. Sowohl das Debütalbum wie auch das Paragon-Album wurden neu gemastert. Außerdem gibt es Liveaufnahmen von damals, ebenfalls neu gemastert, alternative Versionen, Demos und viel Bildmaterial.
2020 markiert den Start eines neuen Kapitels für die Bandgeschichte von The Cöln. Bleibt nur abzuwarten, ob es den fünf Musikern diesmal gelingt, auch über die Grenzen hinaus bekannt zu werden.
Das Album „Complete Works“ ist mit seinen drei CDs als Deluxe Edition samt Booklet für 24,90 Euro beim Projektpartner Edition Steffan erhältlich. Insgesamt 53 Songs sind es geworden.