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Zwischen Herzblut und Spekulation
Im Experten-Interview erläutert Dr. Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft bei der Deka, für wen sich Fußball-Aktien eignen, von welchen Faktoren ihre Kursentwicklung abhängig und warum der Handel damit so risikoreich ist.

Neben eingefleischten Fans sind es bei den Aktionären vor allem Spekulanten, die auf Fußball-Aktien setzen. Das klingt negativ, ist es aber nicht. Die Investoren sind sich der Risiken auf diesem besonderen Spielfeld bewusst. Egal ob Unterhaching oder Juventus: Wer hier zuschlägt, tut dies nicht zur Altersvorsorge. Sondern weiß, dass die Anlage sehr spekulativ ist. Für die Vorsorge eignen sich Aktienfonds deshalb besser. Wer also über ein Investment in Fußball-Aktien nachdenkt, sollte dies mit Geld tun, das nicht unbedingt gebraucht wird.
Herr Dr. Bahr, was unterscheidet Fußball-Aktien von „normalen“ Aktien?
Dr. Holger Bahr: Vielfach werden sich Fans und Vereinsmitglieder die Aktien des eigenen Klubs kaufen. Dadurch ist bei dieser Anlage viel mehr Herzblut im Spiel als bei Aktien klassischer Unternehmen. Der Anlageerfolg steht meist nicht im Vordergrund.
Darüber hinaus ist bei Fußballaktien nicht nur das wirtschaftliche Ergebnis relevant. Der sportliche Erfolg – ebenso wie der Misserfolg – ist laufend sichtbar. Daher ist mit höherer Schwankungsanfälligkeit als bei normalen Aktien zu rechnen.
Hat der Ausgang jedes Spiels Einfluss auf den Aktienwert?
Bahr: Bei einem Ligaspiel dürfte das selten der Fall sein und im Rahmen der üblichen Volatilität von Aktienwerten liegen. Geht es jedoch um die Qualifikation zu einem geldträchtigen europäischen Wettbewerb oder das Ausscheiden aus diesem, dann kann dies den Kurs beeinflussen. Damit sehen künftige Gewinne des Klubs schließlich anders aus. Ein prominenter Kurstreiber ergibt sich aus Auf- oder Abstieg.
Können Fans über Aktien echten Einfluss ausüben?
Bahr: Die Möglichkeit der Einflussnahme unterscheidet sich nicht wesentlich von der bei anderen Aktiengesellschaften. Für Vereinsmitglieder ist die Einflussnahme über die Mitgliederversammlung naheliegender.
Für wen kommt ein Investment in Fußball-Aktien in Frage?
Bahr: Diese Form der Anlage ist vorrangig für Liebhaber oder für spekulative Anleger.
Haben Sie selbst Aktien von Fußballvereinen?
Bahr: Nein. Für meinen Schwiegervater, einen BVB-Fan, wollte ich nach dem Börsengang der Borussia ein effektives Stück als Geschenk erwerben. Das war dann letztlich aber doch unverhältnismäßig teuer.