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„Brautpaare sollten bei der Planung Prioritäten setzen“
Bärbel Küppers ist Gründerin der Hochzeitsagentur Glanzmomente und betreibt das Online-Hochzeitsportal Frau Immer & Herr Ewig für das Rheinland. Im Interview verrät sie die typischen Fehler, die Paare bei der Planung der Hochzeit machen und gibt Tipps, wie sie Kosten sparen und Stress reduzieren können.
Frau Küppers, wie sind Sie dazu gekommen, Hochzeitsplanerin zu werden, war es Ihr Traumberuf?
Ich habe es von je her geliebt, zur organisieren. Der Job der Hochzeitsplanerin war aber mit einer Selbstständigkeit verbunden und das war damals kein Thema für mich. Also habe ich zunächst beim Fernsehen und dann in der Telekommunikationsbranche gearbeitet, aber wirklich glücklich hat mich das nicht gemacht. 2008 war ich dann an dem Punkt, doch den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen und habe die Agentur Glanzmomente gegründet. 2012 habe ich dann das Portal Frau Immer & Herr Ewig gelauncht. Als das Portal immer weiter wuchs und mehr Zeit in Anspruch nahm, habe ich mich aus der Agentur zurückgezogen, um mich voll auf Frau Immer & Herr Ewig konzentrieren zu können.
Wie kamen Sie darauf das Portal zu entwickeln? Welche Idee steckt dahinter?
Viele Paare, die zu mir als Hochzeitsplanerin kamen, haben sich beklagt, dass das Angebot im Internet schlecht und unübersichtlich ist. Daraus ist die Idee entstanden, mit Frau Immer & Herr Ewig, ein Portal aufzubauen, das wie ein Branchenbuch übersichtlich die Dienstleister zusammenträgt. Das Angebot richtet sich in erster Linie an Paare, die ihre Hochzeit selber planen und auf der Suche nach passenden und guten Dienstleistern sind. Aber auch Paare, die einen Weddingplanner haben – den man im Übrigen auch über unser Portal finden kann – informieren sich oftmals im Netz.
Sie haben langjährige Erfahrung im Hochzeitsgeschäft. Was ist der größte Fehler, den Paare bei der Planung der Hochzeit machen?
Die Kosten nicht im Blick haben und sich nicht zu fokussieren. Man sollte sich zu Beginn genau überlegen, welche Art von Hochzeit man feiern möchte und welche Punkte einem besonders wichtig sind. Mein Tipp an Paare ist, sich zu Beginn der Planung genau zu überlegen, was für eine Hochzeit sie möchten. Sie sollten das Budget und die Größe der Feier festlegen und überlegen, was für sie besonders wichtig ist. Das wird dann am besten in einem Konzeptpapier festgehalten. Während der Planungszeit sollte immer wieder in dieses „ursprüngliche Konzept“ geschaut werden, um sich auf die eigenen Vorstellungen und Wünsche zurückzubesinnen. Das Problem ist, dass man in der Planungsphase, die mehrere Monate dauern kann, vom Weg abkommen kann, sich verzettelt und völlig den Überblick verliert.
Welche Fehler passieren auf der Feier am großen Tag selber häufig?
Wenn man auf den Hochzeitstag, beziehungsweise die Feier selber schaut, ist einer der Fehler die häufig gemacht werden, dass es keinen Ablaufplan über den Tag gibt. Es muss nicht der ganze Tag minutiös geplant werden, aber es sollten auch keine zu großen Lücken entstehen, in denen sich die Gäste verloren vorkommen. Ein weiterer häufiger Fehler ist, dass es zu wenig zu Essen und zu Trinken gibt. Bei einer Hochzeit am Mittag sollte es nicht erst um 19 Uhr Abendessen geben, denn viele Gäste waren vorher vielleicht beim Frisör oder hatte eine weite Anreise und haben seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Hungrige Gäste wirken sich negativ auf die Feier aus und sollten auf jeden Fall vermieden werden.
Welche Kosten werden bei einer Hochzeit häufig unterschätzt?
Ich glaube, dass fast alle Kosten von den Brautpaaren unterschätzt werden. Das liegt daran, dass die meisten ein Fest in dieser Größenordnung noch nie geplant haben. Alleine die Essenskosten sind nicht mit einem Restaurantbesuch mit Freunden vergleichbar. Auch einen Fotografen haben die meisten Paare noch nie vorher gebucht und sind überrascht, wie hoch die Kosten dafür sind. In den letzten Jahren gibt es außerdem immer mehr Paare, die nicht mehr kirchlich, sondern frei heiraten. Heiraten in der Kirche ist so gesehen kostenfrei, weil es der Pfarrer macht. Dass ein freier Trauredner selbstständig ist und eine entsprechende Gage bekommt, unterschätzen auch viele Paare.
Wo lassen sich bei einer Hochzeit am besten Kosten sparen, und wo sollte auf keinen Fall gespart werden?
Das lässt sich schwierig allgemeingültig beantworten, da jedem Paar andere Dinge wichtig sind. Paare sollten sich, etwa im Konzeptpapier, vorher genau überlegen, was sie wollen und woran sie auf keinen Fall sparen möchten. Woran Paare nicht sparen sollten ist bei ausreichend Essen und Getränken, sowie der Musik, beziehungsweise dem DJ. Mit diesem Punkten steht und fällt die Feier. Auch sind vielen Paaren Fotos und Videos besonders wichtig, um die Erinnerung an diesen Tag zu bewahren. Gastgeschenke sind hingegen ein Punkt, an dem sich Kosten einsparen lassen. Meiner Erfahrung nach bleibt über die Hälfte der kleinen Präsente am Abend liegen. Auch empfehle ich gerade kreativen Brautpaaren, Dinge im Sinne des DIY selber zu machen. So können beispielsweise Tisch- oder Menükarten auch selber gebastelt werden, um Kosten zu sparen.
Sie sind schon über zehn Jahre im Geschäft. Wie haben sich Hochzeiten in den letzten
zehn Jahren verändert?
Der Eventcharakter rückt immer mehr in den Vordergrund. Die Hochzeit soll besonders und individuell sein und anders als das, was es im Freundeskreis schon gab. Dank Social Media, wie Instagram und Pinterest, haben sich auch die Wünsche der Paare verändert, denn sie sehen was alles möglich ist. Moodboards und ganze Hochzeitskonzepte sind heute fast Standard – vor 10 Jahren noch eine Ausnahme. Auch die Gästezahlen werden immer größer. Eine Hochzeit mit 100 bis 150 Gästen gilt mittlerweile nicht mehr als besonders groß. Allgemein sind Paare bereit, viel mehr Geld für die Hochzeit auszugeben, als früher. Zu diesem Trend trägt auch bei, dass Paare heute viel später heiraten. Ein Paar mit Mitte 30 steht mitten im Berufsleben und verfügt über mehr Budget, als ein Paar Anfang 20.
Gibt es auch Fehler, die sich Gäste bei einer Hochzeit erlauben? Worauf sollten Gäste, beispielsweise bei den bekannten „Hochzeits-Spielen“ achten?
Immer mehr Paare nehmen Abstand von Spielen, teilweise steht das bereits auf den Einladungen, dass keine Spiele erwünscht sind. Wichtig ist, dass das Brautpaar vorher kommuniziert, was es möchte und was nicht, um nicht auf der eigenen Hochzeit Spiele spielen zu müssen, auf die man überhaupt keine Lust hat. Ich gebe oft den Tipp, eine Person, zum Beispiel den Trauzeugen, der einen gut kennt, damit zu beauftragen, alle Ideen zu sammeln und zu koordinieren. Gäste müssen nicht unterhalten werden, sie sollen eine schöne Zeit zusammen haben. Eine Ausnahme gilt, wenn viele Kinder auf der Feier sind. Dann sollte über eine Kinderbetreuung nachgedacht werden. Allgemein sollten Gäste darauf achten, sich nicht negativ in den Vordergrund zu spielen – auf der Hochzeit geht es um das Brautpaar.
Tipps für Brautpaare von Bärbel Küppers
- Das Konzept: Legt ganz zu Beginn der Planung in einem „Konzeptpapier“ fest, welches Budget ihr habt und was ihr euch vorstellt. Schaut während der Planung immer wieder in das Konzeptpapier, um das Wichtigste sowie die Grenzen nicht aus den Augen zu verlieren.
- Auszeit: Die Planung einer Hochzeit kann zwischenzeitlich sehr stressig werden und es können auch mal kleine Meinungsverschiedenheiten auftauchen. Nehmt euch bewusst Zeiten, zum Beispiel ein Wochenende, in denen ihr nicht über das Thema „Hochzeit“ redet.
- Stillschweigen: Redet mit so wenig Menschen wie möglich über die Details der anstehenden Hochzeit. Je mehr Menschen eingeweiht sind, desto mehr Kommentare und Meinungen gibt es – das kann verunsichern.
- Zeit zu zweit: Plant für den Tag der Hochzeit kurze Pausen, nur für euch zwei ein. Der Tag wird wie im Flug vergehen und so könnt ihr noch einmal bewusst alles aufsaugen und miteinander reden – ab vom Partytrubel.