Vorsorgen
Altersvorsorge ohne Wertpapiere? Nur schwer vorstellbar
Wer privat fürs Alter vorsorgen möchte, wird an Wertpapieren nicht vorbeikommen. Denn wenn die Zinsen niedrig sind, lässt sich mit klassischen Anlageprodukten nicht viel Rendite erzeugen. Zwar sind diese sicher – aber richtig gut werden sie nur in Kombination mit einer Wertsteigerung.

Wer auf Sparbuch und Tagesgeldkonto setzt, um im Alter 100.000 Euro verfügbar zu haben, muss derzeit exakt diese Summe zurücklegen“, sagt Patrick Schiffer, Fachberater für Versicherungen bei der Sparkasse KölnBonn. „Denn wenn es fast keine Zinsen aufs Sparbuch oder Tagesgeldkonto gibt, bleibt den Anlegerinnen und Anlegern bei diesen Produkten keine andere Wahl, als genau die Summe zurückzulegen, die sie später haben wollen. Und dabei ist die Inflation noch nicht berücksichtigt.“ Das jedoch dürfte für viele, die für das Alter vorsorgen, utopisch sein. Und darum ist es wichtig, sich nach Möglichkeiten umzusehen, die zwar eine gewisse Sicherheit bieten, aber mit denen es zusätzlich möglich ist, eine Rendite zu erwirtschaften.
Gute Kombination: Versicherung und Wertpapiere
„So kommt man automatisch auf Wertpapiere“, sagt Schiffer. „Denn ohne sie ist derzeit kaum ein Vermögenszuwachs machbar.“ Dabei, so betont er, gehe es nicht darum, Aktien eines einzelnen Unternehmens zu kaufen. Vielmehr haben Anlegerinnen und Anleger grob gesagt zwei Möglichkeiten: „Wer eine private Rentenversicherung abschließt, beispielsweise eine Riester- oder Rürup-Rente, der profitiert von der vertraglich zugesicherten Auszahlungssumme bis zum Lebensende“, sagt der Versicherungsfachberater. Im Hintergrund werden die eingezahlten Gelder der Kundinnen und Kunden jedoch auch in Wertpapieren angelegt. „Denn sonst könnten die Versicherungsgesellschaften die Garantiesummen nicht auszahlen.“ Das bedeutet letztlich: Anlegerinnen und Anleger müssen sich nicht mit Wertpapieren auskennen, um von deren Rendite zu profitieren. Sie schließen einen Versicherungsvertrag fürs Alter ab, und um die Geldvermehrung und spätere Verrentung kümmern sich die Expertinnen und Experten. Dazu lesen Sie mehr in dem Artikel: Warum die Riester- oder Rürup-Rente bei der Altersvorsorge sinnvoll ist
Übrigens gibt es auch Kapital- und Rentenversicherungen, die fondsgebunden sind. Bei diesen so genannten Fondspolicen wird das Ersparte der Kundinnen und Kunden in einem Fonds angelegt. „Sie haben je nach eigener Risikoneigung die Wahl zwischen verschiedenen Fonds“, so Schiffer. Der Vorteil für die Kundinnen und Kunden: die Chance auf eine höhere Rendite als bei einer klassischen Kapital- oder Rentenversicherung.
Für alle, die selbst aktiv werden wollen
Wer Zeit und vielleicht auch einfach Spaß daran hat, seine Vorsorge selbst zu organisieren, der sollte sich mit der Börse vertraut machen. Ganz wichtig dabei: Nie kurzzeitig denken. Man braucht einen langen Zeithorizont, um Kursschwankungen auszugleichen. Die Corona-Pandemie ist dafür ein gutes Beispiel: Der Deutsche Aktienindex hatte Anfang 2020 innerhalb eines Monats einen Kursverfall von 40 Prozent. Doch nur wenige Monate später ist diese Delle nahezu wieder ausgeglichen. Darum ist es wichtig, dass man abhängig von der individuellen Situation richtig handelt:
- Wer noch einen langen Zeithorizont hat, sollte an Paniktagen wie zum Beispiel im März nicht verkaufen, sondern abwarten.
- Je mehr Geld man zur Verfügung hat, desto eher sollte man in Zeiten, in denen die Börsenkurse niedrig sind, Wertpapiere nachkaufen – zumindest, wenn man noch ausreichend Zeit bis zur Rente hat. Denn so kann man von späteren Kurssteigerungen profitieren.
- Je kürzer die Zeit bis zum Einstieg in den Ruhestand wird, desto mehr Geld sollte man aus Wertpapieren heraus in sicherere Produkte umschichten. Beispielsweise könnte man eine Einmalzahlung in eine private Rentenversicherung machen – und später daraus eine Sofortrente beziehen.
Welche Börsenprodukte für die Altersvorsorge geeignet sind
Allerdings kommt es nicht nur auf den richtigen Zeitpunkt an, sondern auch auf die richtige Streuung: Wer alles Geld in eine Einzelaktie legt, hat ein großes Risiko. Denn wird das Unternehmen, das die Aktie herausgegeben hat, insolvent, ist auch das Vermögen weg. Anders sieht das aus, wenn man direkt in Fonds oder ETFs investiert.
Denn Fonds investieren in mehrere Unternehmen. Es gibt auch Fonds mit dem Schwerpunkt auf Branchen, Länder oder Regionen. Dadurch erzielt man automatisch eine höhere Streuung. Denn es ist eher selten der Fall, dass alle Firmen innerhalb eines Fonds gleichzeitig finanzielle Probleme bekommen. Diese Fonds werden von sogenannten Fondsmanagern zusammengestellt und verwaltet. ETFs sind Fonds ganz ähnlich: Die Abkürzung steht für „Exchange Traded Funds“. Patrick Schiffer erklärt: „ETFs werden nicht von einem Manager zusammengestellt, sondern sie bilden automatisch einen Index nach – beispielsweise den DAX.“ Entwickelt sich also der DAX gut, muss auch der zugehörige ETF steigen. „Noch mehr Sicherheit beim ETF-Sparen bringen Produkte, die breiter streuen als der DAX. Sie investieren dann also in möglichst viele Unternehmen oder Länder.“ Ein Beispiel dafür wäre der MSCI World, also der Weltaktienindex. „Da ETFs eben nicht von Menschen zusammengestellt werden, sind sie natürlich günstiger als Fonds“, so Schiffer.
Tipp: Wer sich nicht mit ETFs auskennt, kann übrigens die Arbeit einem sogenannten Roboadvisor überlassen: Damit wird automatisch das Depot an die eigene Risikoneigung angepasst. Selbst mit monatlich kleinen Summen lässt sich so mit Hilfe eines Sparplans eine ordentliche Summe fürs Alter zurücklegen.
Übrigens gibt es natürlich auch Fonds und ETFs, die in Immobilien investieren. Das ist für die Anlegerinnen und Anleger interessant, die Immobilien als Teil der Altersvorsorge sehen, aber entweder nicht das Geld haben, sich selbst ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, oder keinen Wert auf Eigentum legen. In dem Artikel: Mit Immobilien fürs Alter vorsorgen, erfahren Sie mehr über dieses Thema.
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