Vorsorgen
Altersvorsorge für Frauen: Die Rentenlücke füllen
Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen ist in aller Munde. Daraus – und aus anderen Ursachen – ergibt sich fast zwangsläufig später auch eine Differenz bei der Rente. Für Frauen ist rechtzeitige Altersvorsorge also besonders wichtig.

Wenn in Deutschland am 7. März 2022 der „Equal Pay Day“ stattfindet, ist das Datum nicht ohne Grund gewählt. Der Aktionstag für gleiche Bezahlung von Männern und Frauen findet nämlich 66 Tage nach Jahresbeginn statt. Weshalb? Weil Frauen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer verdienen. Das sind umgerechnet 66 Tage. Um das gleiche Gehalt wie eine Frau zu bekommen, müsste ein Mann also erst am 7. März zu arbeiten beginnen, während die Frau bereits seit 1. Januar arbeitet.
Aus dieser „Pay Gap“, also Gehaltslücke, ergibt sich später fast zwangsläufig eine zweite Lücke: die Rentenlücke. Und zwar eine doppelte: Zum einen fällt – für Frauen und Männer gleichermaßen – die gesetzliche Rente deutlich geringer aus als das davor erzielte durchschnittliche Einkommen. Zum zweiten erhalten Frauen im Durchschnitt viel geringere Rente als Männer – nämlich 35 Prozent weniger.
Der Grund: Wer mehr verdient, zahlt mehr in die gesetzliche Rentenversicherung ein und erzielt damit eine höhere Rente. Besserverdienern steht zudem mehr Geld zur Verfügung, das sie in die berufliche oder private Altersvorsorge stecken können.
Die Gehaltslücke lässt sich nicht so einfach schließen. Sie hat zum Beispiel damit zu tun, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten oder geringfügig beschäftigt sind als Männer, dass sie öfters in weniger gut bezahlten Branchen arbeiten und seltener Führungskräfte werden.
Tatsache ist aber auch, dass Frauen selbst mit einer vergleichbaren Qualifikation oder bei einer vergleichbaren Tätigkeit durchschnittlich weniger verdienen als Männer. Gleiche Arbeit, verschieden hoher Lohn – der Protest dagegen wird immer lauter, aber natürlich wird es nicht von heute auf morgen zu maßgeblichen Verbesserungen kommen.
Auch deswegen sollten Frauen frühzeitig, eigenständig und möglichst fürs Alter vorsorgen. Sie sollten nicht allein darauf vertrauen, über ihre Ehepartner versorgt zu sein, wie es in vielen Familien noch üblich ist. Fällt der Partner und dessen meist höheres Einkommen wegen Tod oder Scheidung aus, drohen nämlich ebenfalls erhebliche Einbußen im Rentenalter.
„Jüngere Frauen sollten mit dem Einstieg ins Berufsleben auch die eigenverantwortliche Zusatzvorsorge mit in den Blick nehmen.“
Dr. Jochen Pimpertz, Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.
„Insbesondere jüngere Frauen sollten mit dem Einstieg ins Berufsleben auch die eigenverantwortliche Zusatzvorsorge mit in den Blick nehmen, um sich für Wechselfälle des Lebens zu wappnen“, empfiehlt Dr. Jochen Pimpertz, Leiter des Kompetenzfeldes Öffentliche Finanzen, Soziale Sicherung, Verteilung beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. im Interview mit meinKölnBonn.de
Jetzt herausfinden
Mit dem Rentenlückenrechner können Sie einfach berechnen, wie groß die Lücke zwischen Ihrem jetzigen Gehalt und Ihrer späteren Rente ist.
Eigenverantwortlich heißt: sich weder ausschließlich auf den Partner zu verlassen noch allein auf die gesetzliche Rente zu vertrauen. Ein zeitgemäßes Vorsorgekonzept sollte aus den drei Säulen gesetzliche Rente, betriebliche Zusatzversorgung und private Altersvorsorge bestehen – egal ob Mann oder Frau. „Es gibt für Frauen keine speziellen Altersvorsorgeprodukte“, sagt Manuel Engel, Vorsorgeexperte der Sparkasse KölnBonn. „Es geht uns vielmehr darum, sie ganz generell dafür zu sensibilisieren, sich um ihre Altersvorsorge zu kümmern – frühzeitig und in der Tat eigenverantwortlich.“ Engel weiter: „Auch wenn das egoistisch klingt: Wenn in Sachen Altersvorsorge jeder an sich selbst denkt, dann ist auch wirklich an alle gedacht.“
Immerhin: Engel und sein Kollege Patrick Schiffer, Fachberater Vorsorge, stellen fest, dass das Wissen ihrer Kundinnen und Kunden in Sachen Vorsorge zunimmt. „Wir merken in Gesprächen, dass jüngere Generationen besser Bescheid wissen und offener an das Thema herangehen – zum Glück.“
Hier ein paar grundsätzliche Tipps der beiden Vorsorgeexperten.