Vorsorgen
Ist eine Berufsunfähigkeits-versicherung sinnvoll?
Unfälle oder Erkrankungen können jederzeit passieren und leider auch jederzeit dazu führen, dass Sie Ihren Beruf für eine gewisse Zeit oder sogar langfristig nicht ausüben können. Dabei muss es nicht immer eine dauerhafte Erkrankung sein, schon ein Beinbruch im Ski-Urlaub kann bedeuten, dass Sie eine Weile beruflich ausfallen.
Während Sie einen solchen Unfall und andere Erkrankungen in den seltensten Fällen verhindern können, können Sie sich allerdings gegen die finanziellen Folgen absichern und die erheblichen Einkommenseinbußen, die mit einer langen Krankheit oder Genesungsphase verbunden sind, vermeiden – am besten mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV).
Lesen Sie hier, warum und für wen eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist sowie unsere Tipps für den Vertragsabschluss.
Darum betrifft das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung die meisten von uns
Zu den häufigsten Gründen für eine Berufsunfähigkeit zählen:
- Psychische Erkrankungen
- Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates
- Krebserkrankungen
- Unfälle
Und leider können sie uns alle treffen. Laut Statistik wird jede vierte Arbeitnehmerin bzw. jeder vierte Arbeitnehmer einmal im Berufsleben berufsunfähig, zumindest temporär – entsprechend wichtig ist es für uns alle, in diesem Fall abgesichert zu sein.
„Neben der privaten Haftpflichtversicherung halte ich eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit für die wichtigste Versicherung überhaupt“, so Patrick Schiffer, Fachberater für Versicherungen bei der Sparkasse KölnBonn. Auch viele andere Vorsorgeexpertinnen und -experten sehen das ähnlich, denn wenn Sie Ihren Beruf gar nicht mehr, über einen längeren Zeitraum nicht oder nur noch eingeschränkt ausüben können, verlieren Sie Ihre wichtigste Einnahmequelle.
Es gibt einen Unterschied zwischen berufsunfähig und erwerbsunfähig
Berufsunfähigkeit
Wird festgestellt, dass Sie Ihre bisherige Erwerbstätigkeit wegen einer körperlichen oder psychischen Erkrankung oder wegen der Folgen eines Unfalls für wahrscheinlich sechs Monate oder länger nicht ausüben können, gelten Sie als berufsunfähig – übrigens auch dann schon, wenn Ihnen eine Berufsunfähigkeit von 50 Prozent prognostiziert wird.
Bin ich bei einer Berufsunfähigkeit staatlich abgesichert?
Es gibt zwar eine staatliche Berufsunfähigkeitsrente, allerdings gilt die nur für Personen, die vor dem 02.01.1961 geboren wurden. Sie erhalten im Falle einer Berufsunfähigkeit zwei Drittel der gesetzlichen Altersrente.
Alle, die nach 1961 geboren wurden, benötigen eine private Berufsunfähigkeitsversicherung.
Erwerbsunfähigkeit
Bei der Erwerbsunfähigkeit werden auch alle anderen Berufe – also nicht nur Ihre bisherige Tätigkeit – einbezogen. Außerdem gibt es zwei Abstufungen:
- Voll erwerbungsunfähig sind Sie, wenn Sie keine Arbeit länger als drei Stunden täglich ausüben können. Das gilt sowohl für Ihren erlernten oder bis dahin ausgeübten Beruf als auch für eine andere Tätigkeit.
- Teilweise erwerbungsunfähig sind Sie, wenn Sie drei bis sechs Stunden pro Tag arbeiten können.
Bin ich bei einer Erwerbunfähigkeit staatlich abgesichert?
Ja, an erwerbsunfähige Personen zahlt der Staat eine sogenannte Erwerbsminderungsrente, bzw. eine halbe Erwerbsminderungsrente, wenn Sie teilweise erwerbsunfähig sind. Die Höhe der Rente ist abhängig vom Grad Ihrer gesundheitlichen Einschränkung, beträgt allerdings maximal 49 Prozent Ihres letzten Nettoeinkommens.
Wer sollte nun eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV) abschließen?
Generell gilt: Sind Sie auf Ihr Einkommen angewiesen, sollten Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Je jünger und gesünder Sie bei der Antragstellung sind, desto günstiger ist der monatliche Betrag in den meisten Fällen.
„Man sollte so früh wie möglich im Leben darüber nachdenken, eine solch elementare Versicherung abzuschließen“, erklärt Patrick Schiffer, Fachberater für Versicherungen bei der Sparkasse KölnBonn.
Besonderheiten bei verschiedenen Berufsgruppen
Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Studierende, Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger | Eine BUV ist auch sinnvoll, wenn Sie noch gar nicht oder erst vor Kurzem ins Berufsleben eingestiegen sind. Schließlich können Sie sich so frühzeitig für später absichern. Gerade in jungen Jahren profitieren Sie zudem von niedrigen Beiträgen. Bei Schülerinnen und Schülern, die später im Handwerk, in sozialen Berufen oder im Sport- oder Musikbereich arbeiten möchten, kommt hinzu, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt oft nur schwer eine BUV erhalten. Hier lohnt es sich also, sich frühzeitig zu kümmern. |
Freiberufliche, einschließlich Ärztinnen und Ärzte und Psychotherapeutinnen und -therapeuten | Das berufsständische Versorgungswerk unterstützt diese Berufsgruppen zwar, allerdings erst ab 100 Prozent Berufsunfähigkeit. Mit einer BUV hingegen sichern Sie sich bereits ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit ab. Selbstständige sollten auch berücksichtigen, dass sie nur einen Anspruch auf Erwerbsminderungsrente haben, wenn sie auch gesetzlich rentenversichert sind. Wer nicht gesetzlich rentenversichert ist, hat demnach auch keinen Anspruch – ein Grund mehr für eine BUV. |
Soldatinnen und Soldaten
| Während Berufssoldatinnen und -soldaten im Falle einer Berufsunfähigkeit ein Ruhegehalt bekommen und daher keine BUV benötigen, ist es für Soldatinnen und Soldaten auf Zeit sinnvoll, eine private Versicherung abzuschließen. |
Beamtinnen und Beamte
| Langjährige Beamtinnen und Beamte erhalten ein Ruhegehalt und benötigen daher keine Berufsunfähigkeitsversicherung. Für Beamtinnen und Beamte auf Widerruf oder Probe ist eine BUV hingegen sinnvoll, denn sie haben noch keinen Anspruch auf das Ruhegehalt. |
Hausfrauen und Hausmänner
| Auch wenn sie sich vorrangig um die Haus- und Familienarbeit kümmern, können bei einer Berufsunfähigkeit Mehrkosten entstehen – zum Beispiel für die Betreuung von Kindern. Leider ist es für Hausfrauen und -männer oft schwierig, eine Versicherung mit günstigen Beiträgen und guter Leistung zu erhalten. Ob sich eine BUV für sie lohnt, muss daher im Einzelfall bewertet werden. Für den Fall, dass Sie die Tätigkeit als Hausfrau oder Hausmann nur für eine kurze Zeit ausführen, behalten Sie Ihre bestehende BUV am besten einfach weiter. |
Geringverdienende und Minijobber
| Auch bei Geringverdienenden und Minijobbern muss im Einzelfall entschieden werden, ob sich eine private BUV lohnt. |
Wann leistet die Berufsunfähigkeitsversicherung?
Prognostiziert Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihnen für mindestens sechs Monate eine Berufsunfähigkeit von 50 Prozent oder mehr in Ihrem zuletzt ausgeübten Beruf, leistet Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung – und zwar ab dem ersten Tag und auch, wenn Sie sich vor den prognostizierten sechs Monaten erholt haben.
Sollten Sie die Sechsmonatsschwelle nachträglich überschreiten, zahlt Ihre Versicherung übrigens auch rückwirkend die Leistung.
Wie viel kostet eine BUV?
Die Kosten lassen sich nicht pauschal beziffern, denn die Höhe des Beitrags ist abhängig vom Alter, der Vertragsdauer, Vorerkrankungen, der Berufswahl und möglicherweise auch von Hobbies, die ein Risiko mit sich bringen.
Auch wenn die Kosten variieren, gilt fast immer: Wer in jungen Jahren eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, profitiert von günstigeren Beiträgen – unter anderem auch, weil in jüngeren Jahren in der Regel weniger Vorerkrankungen vorliegen.
Eine Hürde bei der BU-Absicherung: die Gesundheitsprüfung
Sowohl die Chance auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung als auch die Beitragshöhe hängen von Ihrem Alter und Ihrer Gesundheit hab. Vor dem Antrag müssen Sie daher einige Gesundheitsfragen beantworten und der Versicherung eine detaillierte Auskunft über Ihren Gesundheitszustand geben.
Folgende Angaben sind verpflichtend:
- ambulante Behandlungen bis zu 5 Jahre nachträglich
- stationäre Behandlungen bis zu 10 Jahre nachträglich
Auf Basis Ihrer Angaben ermittelt die Versicherung, ob und zu welchen Bedingungen sie Sie versichert. Schließen Sie Ihre BUV erst später ab oder müssen bereits einige Vorerkrankungen oder Behandlungen angeben, ist ein reduzierter Leistungsanspruch möglich.
Für Personen mit Vorerkrankungen gibt es oft auch die Option, einen Risikozuschlag zu zahlen. Der Vorteil: Mit dem Risikozuschlag sind Sie gut abgesichert. Der Nachteil: Die Zuschläge sind teuer und liegen oft bei 100 Prozent.
Tipps für den Vertragsabschluss Ihrer BUV
Ausreichend lange Vertragslaufzeit
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte möglichst bis zum Renteneintritt gelten, also mindestens bis zu Ihrem 67. Lebensjahr.
Achten Sie möglichst darauf, dass die Versicherungsdauer, also die Vertragslaufzeit, lang genug ist, genau wie die Leistungsdauer, also die Zeit, in der Sie möglicherweise Auszahlungen erhalten.
Daneben kann es auch sinnvoll sein, im Vertrag zu vereinbaren, dass Sie die Versicherungsdauer nachträglich verlängern können.
Weltweiter Gültigkeitsraum
Stellen Sie sicher, dass Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung weltweit gilt. Denn so haben Sie überall auf der Welt Anspruch auf Ihre Versicherungsleistungen.
Ausreichende Versicherungshöhe
Berücksichtigen Sie bei Vertragsabschluss Ihren Lebensstandard und passen Sie die Höhe der Absicherung dahingehend an. Als Faustregel gilt: Ungefähr 80 Prozent Ihres Nettoeinkommens sollten mit der Berufsunfähigkeitsversicherung abgesichert sein.
Oft ist es sinnvoll, im Vertrag eine spätere Anhebung der Versicherungshöhe zu vereinbaren. Im besten Fall enthält diese Vereinbarung auch den Zusatz, dass bei einer solchen Vertragsänderung keine erneute Gesundheitsprüfung notwendig ist.
Mit Dynamik von Beitrag und Leistung
Viele Menschen vereinbaren eine geringe Versicherungssumme, um den monatlichen Beitrag niedrig zu halten. Mit steigendem Alter steigen allerdings auch meist das Einkommen und damit auch die Lebensansprüche. Es ist daher fast immer sinnvoll, im Vertrag eine Dynamik von Beitrag und Leistung zu vereinbaren. So können Sie zum Beispiel jährlich Ihren Beitrag anheben und so dafür sorgen, dass auch Ihr Auszahlungsbetrag jährlich steigt.
Mit Option zur Pausierung von Beitragszahlungen
Die Pausierung von Beitragszahlungen sollte ohne Zinsen, ohne Angabe von Gründen und möglichst auch wiederholt möglich sein.
Rückwirkende Auszahlung möglich
Achten Sie beim Abschluss Ihrer BUV auch darauf, dass die Auszahlungen rückwirkend ab dem ersten Tag der Berufsunfähigkeit garantiert sind.
Der Vertrag sollte zudem regeln, dass die rückwirkenden Auszahlungen bis zu drei Jahre auch bei verspäteter Meldung möglich sind.
Keine Rückzahlungen nötig
Dieser Zusatz im Vertrag sichert Sie finanziell ab, wenn Ihr Versicherungsanspruch im Nachhinein rückgängig gemacht wird. So müssen Sie bereits ausgezahlte Renten nicht zurückerstatten.
Mit Arbeitsunfähigkeitsklausel
Mit einer Arbeitsunfähigkeitsklausel gehen Sie auf Nummer sicher. Die Klausel greift nämlich, wenn Sie zwar schon wissen, dass Sie sechs Monate berufsunfähig sind, aber der Grad der Berufsunfähigkeit noch nicht bestimmt wurde. So erhalten Sie Ihre Auszahlungen direkt.
Ohne abstrakte Verweisung
„Abstrakte Verweisung“ bedeutet: Ihre Versicherung darf prüfen, ob Sie einen vergleichbaren Beruf ausüben können. Schließen Sie daher möglichst nur Verträge ab, die keine abstrakte Verweisung beinhalten.
Nachträglich erkannte Vorerkrankungen bleiben folgenlos
Im Vertrag sollte außerdem festgehalten werden, dass die Versicherung auf eine Kündigung oder Beitragserhöhung verzichtet, wenn Vorerkrankungen festgestellt werden, die beim Abschluss unbekannt waren und deshalb nicht angegeben wurden. Wichtig ist dabei natürlich, dass Sie die Vorerkrankungen nicht bewusst verschwiegen haben.
Sichern Sie Ihr Einkommen im Falle einer Berufsunfähigkeit ganz einfach mit der Sparkasse KölnBonn. Das Gute: Bei uns bestimmen Sie Laufzeit sowie Versicherungssumme und erhalten die möglichen Zahlungen bereits ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit.
Gibt es sinnvolle Alternativen zur BUV?
Keine andere Versicherung ist so zuverlässig wie die BUV – und keine ist so wichtig im Falle einer Berufsunfähigkeit.
Daneben gibt es noch weitere Versicherungen für Krankheiten oder Unfälle. Sie alle bringen aber im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung Nachteile mit sich:
- Unfallversicherung: Sie erhalten in der Regel monatlich eine Auszahlung, allerdings nur bei einem Unfall.
- Dread-Disease-Versicherungen: Sie greift nur bei spezifischen Krankheiten und meist auch nur schwerwiegenden Krankheiten.
- Grundfähigkeitsabsicherung: Sie erhalten eine monatliche Rente, wenn Sie eine Ihrer versicherten Grundfähigkeiten verlieren, die für Ihren Beruf wichtig sind – zum Beispiel Sehen, Hören, Sprechen, Greifen, Gehen oder Treppensteigen.
Und natürlich ist es theoretisch auch denkbar, im Falle einer Berufsunfähigkeitsversicherung von Erspartem zu leben. Reines Sparen als Absicherung zu nutzen, ist allerdings aus vielerlei Gründen in der Realität problematisch. Es ist nämlich generell schwierig, genug Geld anzusparen – vor allem wenn die Berufsunfähigkeit in jungen Jahren eintritt, haben die wenigsten zu diesem Zeitpunkt genügend Geld zurückgelegt. Alles in allem gibt es für den Fall einer Berufsunfähigkeit also keine sinnvolle Alternative zur BUV.
Fazit: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist der beste und wichtigste Schutz vor finanziellen Einbußen – und für nahezu jede Arbeitnehmerin und jeden Arbeitnehmer relevant
Leider gibt es für uns alle ein gewisses Risiko, irgendwann im Leben einmal berufsunfähig zu werden. Wer auf das eigene Einkommen angewiesen ist, sollte sich also möglichst früh um eine BUV kümmern – am besten schon in jungen Jahren.