Vorsorgen
Azubis: Auf diese Versicherungen kommt’s an
Der Beginn einer Ausbildung ist für junge Leute oft der erste Schritt in die Unabhängigkeit. Sie werden finanziell eigenständig und müssen ihr soziales Sicherheitsnetz nach und nach selbst knüpfen. Das wirft die Frage auf: Welcher Versicherungsschutz ist nötig? Die Antwort ist tröstlich: Es ist gar nicht so kompliziert.

Mit dem ersten Tag der Ausbildung endet die Familienversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung. Auszubildende müssen nun selbst Mitglied werden – entweder in der Krankenkasse, in der sie immer schon waren. Oder sie nutzen die Chance, Angebote anderer Kassen unter die Lupe zu nehmen.
Zwar werden notwendige medizinische Leistungen von allen Kassen gleichermaßen bezahlt. Doch die Kassen bieten darüber hinaus individuelle Zusatzleistungen an, die gerade für junge Leute attraktiv sein können. So bezahlen manche Kassen spezielle Reiseimpfungen, die man sonst selbst bezahlen müsste. Oder sie machen günstige Angebote bei Zahnreparaturen. Auch die Bonusprogramme können attraktiv sein. Wer sportlich ist, kann hier Punkte sammeln und Sachprämien erhalten, manchmal auch Barzahlungen.
Beitragsunterschiede nutzen
Auch wenn der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung bei allen Kassen gleich ist, so unterscheiden sie sich dennoch im Preis. Denn es gibt einen Zusatzbeitrag, den die Kassen individuell erheben, etwa zwischen 0,4 und 1,7 Prozent vom Bruttoeinkommen. Diesen Betrag teilen sich Azubis und Arbeitgeber in der Regel. Hier kann es einen Unterschied machen, ob man bei einer günstigen oder teuren Kasse versichert ist.
Beispiel: Die Ausbildungsvergütung liegt bei 800 Euro. Bei einem Zusatzbeitrag von 0,5 Prozent fallen zusätzlich vier Euro pro Monat an Zusatzbeitrag an, 48 Euro im Jahr. Davon zahlen Azubis die Hälfte, also 24 Euro. Bei einer Kasse mit einem Zusatzbeitrag von 1,5 Prozent fallen 144 Euro im Jahr an, 72 Euro für Azubis. Fast 50 Euro lassen sich sparen bei der günstigeren Kasse.
Mit einer Extrapolice auf Reisen
In einem Aspekt sollten junge Leute die Leistung der gesetzlichen Krankenkasse privat aufstocken: beim Versicherungsschutz auf Auslandsreisen. Hier ist der gesetzliche Schutz lückenhaft. So wird zum Beispiel im Krankheitsfall nie der Rücktransport ins Heimatland bezahlt. Eine private Auslandsreisekrankenversicherung deckt dies ab – ebenso Akutbehandlungen auf Reisen. Eine Police gibt es schon ab zehn Euro im Jahr.
Private Haftpflichtversicherung
Jeder benötigt eine private Haftpflichtversicherung. Sie schützt vor den finanziellen Folgen, wenn man anderen aus Versehen einen Schaden zufügt. Denn dafür haftet man in unbegrenzter Höhe. „Azubis sind in der Regel bis zum Ende der ersten Ausbildung bei den Eltern mitversichert, auch wenn sie nicht mehr zuhause wohnen“, sagt Patrick Schiffer, Fachberater für Vorsorge bei der Sparkasse KölnBonn. „Dennoch sollte man den Vertrag prüfen. Bei manchen Versicherern gelten andere Regelungen.“
Das eigene Einkommen absichern
Es gibt noch eine Police, die unbedingt ins Versicherungs-Portfolio von Azubis gehört: eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Auch wenn man einen Beruf erst erlernt, sollte man sich für den Fall absichern, eines Tages wegen eines Unfalls oder einer Krankheit nicht mehr arbeiten zu können. Die Police gewährt dann eine Rentenzahlung, notfalls bis die gesetzliche Rente fließt. „Die Police greift auch temporär – etwa wenn man wegen eines Skiunfalls für mindestens sechs Monate ausfällt“, weiß Vorsorge-Experte Schiffer.
Gute Gründe für frühen Vertragsabschluss
Es gibt gute Gründe, schon in jungen Jahren eine Police abzuschließen: „Wenn man einmal gesundheitliche Leiden entwickelt hat, erhält man oft keine Police mehr.“ Ein gutes Beispiel sind Rückenleiden. In einem Job als Mechatroniker oder Mechatronikerin oder auch bei einer Schreibtischtätigkeit sind Rückenschmerzen nicht ausgeschlossen. Wer damit zum Arzt geht, hat später Probleme, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu erhalten. Denn bei Abschluss sind umfangreiche Fragen zum Gesundheitszustand zu beantworten. „Auch psychische Leiden werden von jungen Leuten oft unterschätzt“, schildert Schiffer seine Erfahrungen. Depressionen oder Burnout sind Ausschlusskriterien für eine Police.

Günstige Beiträge
Junge Leute profitieren zudem von günstigen Beiträgen. Denn Alter und Gesundheitszustand fließen in die Beitragskalkulation mit ein. „Die günstigen Beiträge in jungen Jahren wirken sich auf die gesamte Laufzeit aus“, sagt Schiffer. Wichtig ist eine ausreichende Rentenhöhe, damit man daraus auch notfalls den Lebensunterhalt bestreiten kann. Bei jungen Leuten begrenzen die Versicherer die maximale Rentenhöhe oft auf 1.000 Euro pro Monat. Die Provinzial Rheinland hingegen gewährt beispielsweise bis zu 1.250 Euro.
Gesundheit, Einkommen und Schäden, die man anderen zufügt, sind die wichtigsten Risiken, die abzusichern sind. „Wer ein sehr teures Fahrrad oder eine hochwertige technische Ausrüstung besitzt und schon in einer eigenen Wohnung wohnt, kann über eine Hausratversicherung nachdenken“, sagt Schiffer. Oft ist der Hausrat aber bei jungen Leuten noch nicht so wertvoll, sodass sie mit der Police noch etwas warten können.