Azubis & Studis
Als Azubi gut versichert
Wer mit 18 oder 19 in eine Ausbildung startet, denkt an vieles – aber oft nicht an Versicherungen. Dabei ist der richtige Versicherungsschutz auch für junge Leute wichtig. Doch welche Versicherungen braucht ein Azubi? Was ist Pflicht und was „nice to have“? Ein kleiner Überblick.

Mit der Ausbildung beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Oft ist dieser Moment auch ein riesiger Schritt in Richtung Unabhängigkeit. Doch mit dem ersten selbst verdienten Geld kommen auch neue Fragen auf. Zum Beispiel: Bin ich eigentlich versichert? Welche Versicherungen brauche ich? Oder bin ich weiterhin über meine Eltern versichert?
Am besten schon direkt nach Abschluss des Ausbildungsvertrags mit den Eltern besprechen!

Gesetzlich vorgeschriebene Versicherungen – auch für Azubis
Krankenversicherung
Auch Auszubildende sind laut Gesetz mit Beginn ihrer betrieblichen Berufsausbildung verpflichtet zur Versicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung. Azubis gelten also als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und müssen sich selbst in einer Krankenkasse versichern. Sie sind nicht mehr kostenlos über die Eltern versichert. Wählen können sie praktisch jede gesetzliche Krankenkasse in dem Bundesland, in dem sie wohnen oder in Ausbildung sind. Wer also in Köln oder Bonn lebt und/oder die Ausbildung absolviert, kann eine in Nordrhein-Westfalen aktive Krankenkasse wählen.
Vorab macht es Sinn, die Krankenversicherungen zu vergleichen. Denn diese unterscheiden sich sowohl bei den Zusatzbeiträgen als auch bei Leistungen und Service. Beispiel: Zwar ist der Beitrag zur Krankenversicherung grundsätzlich gleich, allerdings gibt es einen sogenannten Zusatzbeitrag – und der weicht von Kasse zu Kasse ab. Hier kann man also Geld sparen. Außerdem gibt nicht jede Kasse Zuschüsse für Brillen und Kontaktlinsen. Manche Kassen haben auch Bonusprogramme, es gibt dann zum Beispiel Prämien, wenn man sich besonders fit hält.
Kosten: Azubis erhalten eine Ausbildungsvergütung. Von diesem Bruttolohn muss monatlich der Krankenversicherungsbeitrag abgeführt werden; dies geschieht automatisch. Der Beitragssatz beträgt zurzeit 14,6 Prozent. Die Hälfte davon, 7,3 Prozent, gehen vom Bruttolohn ab, die andere Hälfte übernimmt der Arbeitgeber. Dies gilt auch für mögliche Zusatzbeiträge der Kassen, sie werden ebenfalls geteilt.
Wer vorhat, seine Ausbildung abzubrechen, muss im Fall der Fälle auch die Krankenkasse informieren. Für die Dauer der Ausbildung ist man ja selbst krankenversichert. Nach dem Ausbildungsabbruch besteht unter Umständen die Möglichkeit, dass man durch die Krankenkasse, wie vorher auch, als Familienmitglied versichert wird. Dadurch kann man in der Übergangszeit zu einer neuen Ausbildung oder einem Studium Geld sparen. Genauere Infos dazu gibt es bei der Krankenkasse.
Gesetzliche Rentenversicherung
Mit Beginn ihrer Ausbildung sind junge Menschen auch zur gesetzlichen Rentenversicherung verpflichtet, um eine Rente im Alter sicherzustellen. Arbeitnehmende und Azubis zahlen Rentenbeiträge ein und finanzieren damit die Renten von heute. Zugleich erwirbt man damit einen Rentenanspruch für später.
Die gesetzliche Rentenversicherung kann sich aber auch vorher schon auszahlen, nämlich dann, wenn man während der Ausbildung schwer erkrankt oder einen Unfall hat. Sie bietet dann Rehabilitationsleistungen und – im Fall, dass man nicht mehr in die Ausbildung zurückkehren kann – eine Erwerbsminderungsrente. Die Summen sind allerdings gering, deshalb empfiehlt sich eine zusätzliche Berufsunfähigkeitsversicherung.
Kosten: Der monatliche Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung wird automatisch von der Ausbildungsvergütung abgezogen. Der Beitrag beträgt derzeit 19,9 Prozent des Bruttolohns. Doch auch hier gilt: Azubi und Arbeitgeber übernehmen je die Hälfte, also 9,95 Prozent.
Kfz-Haftpflichtversicherung für alle, die motorisiert unterwegs sind
Wer sich ein Auto, Motorrad oder Mofa zulegen will, um zum Ausbildungsplatz und in die Berufsschule zu kommen, braucht eine entsprechende Kfz-Haftpflichtversicherung. Ohne sie wird das Fahrzeug nicht zugelassen. Wie bei allen anderen Versicherungen ist ein Vergleich sinnvoll – nicht alle Anbieter und Tarife sind gleich gut. Wer sich umfangreicher absichern möchte, kann zusätzlich eine Teil- oder Vollkaskoversicherung abschließen.
Weitere wichtige Versicherungen für Auszubildende
Privathaftpflichtversicherung
Ganz wichtig auch für junge Leute: eine Privathaftpflichtversicherung. Sie schützt vor finanziellen Risiken, die entstehen, wenn jemand anderes durch das eigene Handeln zu Schaden kommt. Die Kosten könnten ansonsten so hoch sein, dass die eigene Existenz bedroht ist.
Die gute Nachricht: Während der Ausbildung ist man häufig über die Eltern mitversichert. Voraussetzung ist, dass deren Versicherung die Kinder einschließt, es die erste Berufsausbildung ist und man noch nicht verheiratet ist. Daher sollte zu Beginn der Ausbildung jede und jeder klären, ob die Haftpflichtversicherung der Eltern auch für einen selbst gilt. Ist dies nicht der Fall, ist unbedingt zu empfehlen, eine eigene Privathaftpflichtversicherung abzuschließen. Dies gilt übrigens auch ab Ende der Ausbildung, wenn die Mitversicherung über die Eltern nicht mehr greift.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Zahlreiche Expertinnen und Experten empfehlen, sich über die gesetzliche Rentenversicherung hinaus privat für den Fall der Berufsunfähigkeit abzusichern. Die private Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt eine monatliche Rente, so lange die versicherte Person nicht arbeiten kann. Der Vorteil für Azubis: Je jünger man eine solche Versicherung abschließt, desto geringer sind die Beiträge. Das hat damit zu tun, dass Jugendliche und junge Erwachsene in der Regel noch keine oder nur sehr wenig Vorerkrankungen haben.
Berufsunfähigkeit kann jede und jeden treffen. Im Handwerk besteht die Gefahr, wegen körperlicher Erkrankungen im Beruf auszufallen. Doch auch wer in einem Büro arbeitet, kann schwer erkranken. Inzwischen gelten nämlich psychische Leiden als häufigster Grund für eine Berufsunfähigkeit.
Private Altersvorsorge
Der Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand geht in sehr vielen Fällen mit finanziellen Einbußen einher. Stichwort: Rentenlücke. Die gesetzliche Rente fällt viel niedriger aus als das Erwerbseinkommen. Deshalb ist eine zusätzliche private Absicherung heute unverzichtbarer Baustein der Altersvorsorge. Daran sollte man auch und gerade schon als Azubi denken. Denn: Je früher man mit der Altersvorsorge beginnt, desto mehr hat man später davon. Schließlich schlägt dann der sogenannte Zinseszinseffekt zu: Bei langfristigem Sparen und Anlegen kommt es zu überproportionalen Wertsteigerungen, weil der Zins auf eine Kapitalanlage dem Kapital zugeschlagen und mitverzinst wird. So steigt der Anlagebetrag von Jahr zu Jahr immer stärker.
Geeignet sein für junge Menschen kann zum Beispiel die Riester-Rente – wegen der staatlichen Förderung. Zumal es für Azubis unter 25 einen zusätzlichen einmaligen Bonus von 200 Euro gibt.
Azubis sollten sich bei ihrem Arbeitgeber unbedingt nach einer betrieblichen Altersvorsorge erkundigen. Es gibt einen Rechtsanspruch auf eine Betriebsrente – auch für Azubis. Eine betriebliche Altersvorsorge ist steuerlich gefördert.
Nützliche Versicherungen
Je nach persönlicher Lebensführung kommen weitere Versicherungen auch schon für Azubis in Frage.
Hausratversicherung
Wer als Azubi im Haus der Eltern wohnt, dessen Hab und Gut ist über die Hausratversicherung der Eltern mitgeschützt. Dies gilt häufig auch, wenn sie ein Zimmer zur Untermiete nehmen. Immer mehr junge Leute machen heutzutage aber eine Ausbildung in einer anderen Stadt und wohnen nicht zu Hause bei den Eltern. Sie gründen also einen eigenen Hausstand. In diesem Fall gibt es keinen Schutz über die Versicherung der Eltern, deshalb sollten Azubis mit eigenem Hausstand über eine Hausratversicherung nachdenken. Die versichert Möbel, Computer, Kleidung, Schmuck, Bargeld – also alles, was Azubis in ihrer Wohnung und im Keller untergebracht haben. Übrigens auch Fahrräder! Und auch was man auf eine Reise mitnimmt, gilt als Hausrat und ist versichert, wenn etwa der Koffer gestohlen wird.
Unfallversicherung
Weitere Versicherungen können auch für junge Menschen im Einzelfall nützlich und sinnvoll sein, etwa eine Unfallversicherung. Grundsätzlich ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung allerdings wesentlich wichtiger. Denn nur ca. 10 Prozent der Erwerbsunfähigkeiten sind auf einen Unfall zurückzuführen. Wesentlich häufiger resultiert diese aus einer Erkrankung. Eine Unfallversicherung macht daher vor allem Sinn, wenn man besonders risikoreiche Sportarten betreibt. Für alle anderen ist die Berufsunfähigkeitsversicherung die relevantere.
Gerade Azubis sollten sich von Fachleuten, etwa von der Sparkasse KölnBonn, über die Schulter blicken und beraten lassen. So lässt sich am besten ein Versicherungsschutz gestalten, der alle relevanten Risiken absichert und zu einem passt, auch finanziell.