Finanzieren
Autokauf: Kredit, Barzahlung – oder ganz was anderes?
Wie in vielen Bereichen des Lebens hat Corona auch vor der Autoindustrie keinen Halt gemacht. Mittels staatlicher Prämien, befristeter Mehrwertsteuersenkung und herstellereigener Rabatte sollten hier Kaufanreize geschaffen werden. Trotz all dieser Maßnahmen sind viele Menschen aktuell besonders zurückhaltend bei größeren Anschaffungen. So auch beim Autokauf. Herr Nektarios Alewa hat in folgendem Beitrag zu diesem Thema ein paar interessante Finanzierungsmethoden zusammengefasst.

Einen Kredit aufnehmen? Bar bezahlen – oder doch lieber Leasing? Wer über ein neues Auto nachdenkt, muss nicht nur entscheiden, ob es ein gebrauchter oder ein neuer Wagen sein soll, ein Benziner, Diesel oder gar ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb, sondern auch die Bezahlung ist zu bedenken. „Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten“, sagt Nektarios Alewa, der bei der Sparkasse KölnBonn auf Privatkredite spezialisiert ist. „Für die Finanzierung kann man natürlich einen Kredit bei der Sparkasse aufnehmen. Aber auch Autobanken oder selbst die Hersteller von Autos bieten Finanzierungsmodelle an“. Für welches Modell man sich entscheidet, hängt letztlich von vielen Faktoren ab. Wichtig ist darum, dass man sich vor dem Kauf mit den vielen Möglichkeiten auseinandersetzt.
Barkauf mit dem Angesparten: Sofort schuldenfrei, aber nicht flexibel
Das Auto bar bezahlen mit dem kleinen Vermögen, das man sich angespart hat? Kann man machen, ist aber nicht unbedingt sinnvoll. Zwar ist der Käufer oder die Käuferin dann sofort schuldenfrei – aber auch finanziell nicht mehr flexibel. „Wer alles, was er hat, in bar fürs Auto ausgibt, hat keine Rücklagen mehr“, sagt Nektarios Alewa. „Das ist besonders dann schwierig, wenn plötzlich noch die Waschmaschine kaputt geht, oder eine größere Zahnbehandlung ansteht“. Dann müsste diese Anschaffung finanziert werden. Und das kann teurer sein als eine solide Autofinanzierung.
Hinzu kommt: Ist die Rendite auf die Geldanlage höher, als die Abtragung für einen Kredit, macht es ebenfalls keinen Sinn, das angesparte Geld als Barzahler einzusetzen. Schließlich könnte sich das Geld weiterhin vermehren, während man ein günstiges Darlehen abzahlt. Zwar mag der Gewinn in Niedrigzinsphasen äußerst gering ausfallen, trotzdem sollte man diesen Punkt im Hinterkopf behalten und die mögliche Rendite gegen die Zinsen für das Darlehen abwägen.

„Wenn wir sehen, dass sich jemand mit der Finanzierung für ein Fahrzeug überschulden würde, prüfen wir gemeinsam mögliche Alternativen.“
Nektarios Alewa, Spezialist für Privatkredite bei der Sparkasse KölnBonn
Einen Kredit fürs Auto aufnehmen
Die Konkurrenz am Automarkt ist groß. Darum bekommt man auch einen Rabatt oder zumindest eine Zugabe, wenn man das Auto finanziert. „Doch als Barzahlerin beziehungsweise als Barzahler kann man unter Umständen einen höheren Rabatt bekommen“, sagt Alewa. „Wer also einerseits bar bezahlen, andererseits sein Vermögen nicht antasten will, kann sich bei der Bank die Summe für den Autokauf leihen“, so Alewa. „So bleibt man auch finanziell flexibel.“
Das gilt zumindest, wenn der Kredit individuell auf die Lebenssituation zugeschnitten ist. Darum schauen sich beim Finanzierungsgespräch die Expertinnen und Experten die Einnahmen und Ausgaben gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden an und besprechen, ob und zu welchen Konditionen eine Finanzierung möglich ist, so Nektarios Alewa. Für den Kunden und die Kundin ist diese individuelle Lösungssuche ein Vorteil: Er oder sie läuft so nicht Gefahr, sich zu überschulden und den Kredit möglicherweise nicht mehr zurückzahlen zu können – bekommt aber trotzdem das neue Auto. „Der entscheidende Vorteil des Bankkredits gegenüber der Finanzierung beim Händler ist, dass man Laufzeit und Ratenhöhe so anpassen kann, dass das Darlehen bequem zurückgezahlt werden kann“, sagt Alewa.
Falls sich im Kreditgespräch zeigt, dass die Kundin oder der Kunde bereits mehrere Ratenkredite abgeschlossen hat, lassen sich diese übrigens auch bündeln. „Wir lösen dann diese Kredite ab“, sagt der Finanzexperte. Die Darlehenssumme für die Autofinanzierung wird um die noch ausstehenden Restkreditsummen erhöht. Der Kunde oder die Kundin zahlt dann monatlich alle Kredite in einer Summe ab. „Der entscheidende Vorteil dabei ist, dass die Schuld dann durch uns gestreckt wird, d.h. die Laufzeit des Kredits verlängert sich. Allerdings wird die monatliche Belastung kaum höher sein, als wenn nur das neue Auto finanziert würde. Und: Man behält den Überblick über seine Schulden“, sagt Alewa. Dementsprechend gering ist die Gefahr einer Überschuldung.
Und dann gibt es noch einen Vorteil für die Kundinnen und Kunden, die den Autokauf über einen Privatkredit der Sparkasse KölnBonn finanzieren: „Wir behalten den Fahrzeugbrief nicht ein“, sagt Nektarios Alewa. „Für den Kunden oder die Kundin bedeutet das eine höhere Flexibilität“. Er oder sie könnte den Wagen also auch verkaufen, während der Kreditvertrag noch läuft. „Mit der Möglichkeit, Sondertilgungen zu leisten, kommt man aber schneller aus dem Vertrag heraus, als ursprünglich geplant“, so Alewa. Wer ein solches Sondertilgungsrecht vereinbart hat, kann einmal im Jahr eine höhere Summe zusätzlich zu den monatlichen Raten zurückzahlen und verkürzt so die Laufzeit des Kreditvertrags. Das heißt: Mit der Summe aus dem vorzeitigen Verkauf ließe sich auch das Darlehen früher ablösen als geplant.
Übrigens bieten auch Autobanken spezielle Darlehen für den Autokauf an, und das oft sehr günstig. Null-Prozent-Finanzierungen sind dabei nicht selten. „Dafür sind die Kreditbedingungen häufig unflexibler und es muss oft eine Anzahlung geleistet werden“, so Nektarios Alewa. „Außerdem wird hier der Fahrzeugbrief einbehalten, bis der Kredit abbezahlt ist“. Zudem sind nicht alle Autobanken unabhängig. Viele geben eben nur einen Kredit für ein Fahrzeug aus dem eigenen Haus.
Drei-Wege-Finanzierung – was ist das denn?
Wer nicht unbedingt Eigentümer des Autos werden möchte, kann auch über eine so genannte Drei-Wege-Finanzierung nachdenken. Sie wird üblicherweise von den Herstellerbanken angeboten. Ihr großer Vorteil sind die oft niedrigen monatlichen Raten. Nach einer festgelegten Laufzeit ist das Auto allerdings noch nicht abbezahlt. Stattdessen muss dann eine Entscheidung gefällt werden:
Will ich
- das Auto gemäß den vertraglichen Bedingungen zurückgeben?
- den Wagen übernehmen und die noch ausstehende Kreditsumme mit einer Schlusszahlung begleichen?
- das Fahrzeug übernehmen und weiter finanzieren?
Von diesen drei Optionen kommt der Name „Drei-Wege-Finanzierung“, oft auch Ballonfinanzierung genannt: Am Ende steht noch eine hohe Abschlussrate, der Ballon, aus, die oft höher ist als die schon geleisteten monatlichen Raten. Wer diese Rate nicht aufbringen kann, der muss, um das Auto zu behalten, eine weitere Finanzierung abschließen. Allerdings verschlechtern sich in diesem Fall häufig die Konditionen, so dass das Auto teurer wird als erwartet. Und wie teuer es genau wird, erfährt der Kunde oder die Kundin erst dann, wenn das neue Darlehensangebot vorgelegt wird. Wer also darüber nachdenkt, am Ende der Laufzeit das Fahrzeug zu übernehmen, sollte regelmäßig Geld zurücklegen, um die Schlussrate bezahlen zu können.
Übrigens: Kundinnen und Kunden, die das Auto zurückgeben wollen, müssen damit rechnen, dass der Händler sich den Zustand des Fahrzeugs sehr genau ansieht. Entspricht der Wagen nicht den vertraglichen Vereinbarungen, wurden also beispielsweise zu viele Kilometer gefahren, wird dies meist extra berechnet werden. Auch darum sollte man sich einen entsprechenden Finanzierungsvertrag genau durchlesen, bevor man unterschreibt. Davon abgesehen steht mit der Rückgabe des Fahrzeugs kein Auto mehr zur Verfügung und man muss neu überlegen, wie man künftig ans Ziel kommen wird.
Der Unterschied zwischen Drei-Wege-Finanzierung und Leasing
Grundsätzlich bedeutet Leasing, dass man nicht Eigentümerin oder Eigentümer des Fahrzeugs ist, sondern nur für die Nutzung und den Wertverlust bezahlt. Für Privatkundinnen und -kunden ist der Unterschied zwischen der Drei-Wege-Finanzierung und Leasing gar nicht so groß, denn auch ein Fahrzeug, das geleast wurde, kann unter Umständen am Ende übernommen werden. Sinnvollerweise schaut man sich die Raten für beide Modelle an und vergleicht, was besser passt – zu den eigenen Finanzen, aber auch zur entsprechenden Lebenssituation. Selbstständige profitieren übrigens beim Leasing davon, dass sie die Kosten für ein geleastes Fahrzeug steuerlich geltend machen können.
Übrigens: Wer sich für ein E-Auto oder einen Plug-in-Hybrid entscheidet, kann den Autokauf beziehungsweise das Leasing vom Staat finanziell unterstützen lassen.
Interessiert?
Informationen rund um die Finanzierung von E-Bike oder Auto finden Sie hier.