Vorsorgen
Welche Versicherungen brauche ich?
Im Durchschnitt kommen auf jeden Haushalt in Deutschland sechs Versicherungspolicen. Rund 2.700 Euro gibt jede Einwohnerin und jeder Einwohner pro Jahr für Versicherungen aus. Das ist viel Geld. Doch ist es auch richtig investiert? Sprich: Hat jeder auch wirklich die Versicherungen, die man braucht? Und welche sind das?
Welche Versicherungen sind Pflicht?
Klar ist: Es gibt Versicherungen, die sogar gesetzlich vorgeschrieben sind. Gerade für bestimmte Berufsgruppen gibt es weitere Pflichtversicherungen.
Krankenversicherung
Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Krankenversicherung. Es gilt eine allgemeine Krankenversicherungspflicht. Jede Bürgerin und jeder Bürger muss krankenversichert sein – entweder privat oder gesetzlich. Letzteres trifft etwa auf einen Großteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Rentnerinnen und Rentner zu. Andere Personengruppen können entscheiden, ob sie sich privat oder freiwillig gesetzlich versichern.
Kfz-Haftpflichtversicherung
Auch die Kfz-Haftpflichtversicherung ist vom Gesetz vorgeschrieben. Ohne sie wird ein Fahrzeug, egal ob Pkw, Motorrad oder Mofa, nicht zugelassen. Wie bei allen anderen Versicherungen auch sollte man aber vor Abschluss der Versicherung vergleichen – nicht alle Anbieter und Tarife sind gleich gut. Wer sich umfangreicher absichern möchte, kann zusätzlich – das ist aber KEINE Pflicht – eine Teil- oder Vollkaskoversicherung abschließen.
Gesetzliche Rentenversicherung
Auch an dieser Versicherung kommt man – aus guten Gründen – nicht vorbei: Zumindest alle Arbeitnehmerinnen und -nehmer sind in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert. Dies gilt zudem für Auszubildende, Mütter und Väter während der Zeiten der Kindererziehung, Menschen mit Behinderung, Personen im Wehr- sowie Bundesfreiwilligendienst und einige weitere Gruppen. Auch bestimmte Selbstständige müssen sich pflichtversichern. Dazu zählen beispielsweise Handwerker, Lehrkräfte, Hebammen oder Kunstschaffende.
Berufshaftpflicht
Personen in bestimmten Berufsfeldern müssen eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen, weil es das Gesetz oder die jeweilige Berufskammer vorschreibt. Sie sichert Schäden ab, die etwa durch Beratungs- oder Behandlungsfehler entstehen können. Dies trifft beispielsweise auf Architektinnen und Architekten, Ingenieurinnen und Ingenieure, Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Steuerberaterinnen und Steuerberater, Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte oder Immobilienverwalterinnen und Immobilienverwalter zu.
Tierhalterhaftpflicht
In manchen Bundesländern sind Tierhalterinnen und -halter grundsätzlich verpflichtet, eine entsprechende Haftpflichtversicherung abzuschließen. In Nordrhein-Westfalen müssen Besitzerinnen und Besitzer großer Hunde eine Hundehaftpflichtversicherung abschließen. Dies gilt ab einem Gewicht von 20 Kilogramm oder einer Widerristhöhe von 40 Zentimetern. Fachleute empfehlen sie aber für jeden Hund, weil auch kleinere Tiere schwere Unfälle mit Personenschaden verursachen können.
Welche Versicherungen braucht man noch?
Außer diesen verpflichtenden Versicherungen gibt es weitere Versicherungen, über die man ernsthaft nachdenken sollte, denn sie schützen vor erheblichen finanziellen Risiken.
Privathaftpflichtversicherung
Die Privathaftpflichtversicherung gilt als eine der wichtigsten Versicherungen. Sie schützt vor finanziellen Risiken, die entstehen, wenn jemand anderes durch das eigene Handeln zu Schaden kommt. Die Kosten könnten ansonsten so hoch sein, dass die eigene Existenz bedroht ist.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Auch diese Versicherung gilt für viele Berufstätige als wichtig. Fachleute empfehlen sie für sehr viele Berufsgruppen. Denn nicht nur körperliche Beeinträchtigungen können dazu führen, nicht mehr im erlernten Beruf arbeiten zu können, sondern auch psychische Leiden. Es gibt zwar eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente, doch die reicht in sehr vielen Fällen nicht. Die Empfehlung lautet: Man sollte sich bereits absichern, wenn man noch jung ist. Denn der Schutz wird später und mit eventuell ersten Vorerkrankungen deutlich teurer – oder aber sogar nicht mehr möglich sein abzuschließen!
Wohngebäudeversicherung
Auf diese Versicherung sollte niemand verzichten, der ein Eigenheim besitzt. Eine Wohngebäudeversicherung versichert Schäden, die durch Sturm, Feuer, Blitzschlag, Leitungswasser oder Hagel entstehen. Sinnvoll ist zudem ein Schutz gegen Elementarschäden, also etwa Hochwasser oder Starkregen.
Hausratversicherung
Eine Hausratversicherung empfiehlt sich vor allem dann, wenn man eine hochwertige Einrichtung hat oder die wichtigsten Einrichtungsgegenstände nicht aus eigenen finanziellen Reserven ersetzen könnte. Sie ersetzt Möbel, Kleidung, Wert- und Einrichtungsgegenstände, etwa bei einem Brand oder einem Einbruch.
Risikolebensversicherung
Von einer Risikolebensversicherung profitiert man nicht selbst. Sie greift, wenn die versicherte Person stirbt. Man sichert damit also die Hinterbleibenden ab. Das kann in vielen Fällen sehr sinnvoll sein, nämlich dann, wenn man innerhalb der Familie der allein oder hauptsächlich Verdienende ist. Allein das Einkommen der Familie sichern zu müssen, zählt in Deutschland zu den Armutsrisiken.
Private Altersvorsorge
Der Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand geht in sehr vielen Fällen mit finanziellen Einbußen einher. Stichwort: Rentenlücke. Die gesetzliche Rente fällt viel niedriger aus als das Erwerbseinkommen. Deshalb ist eine zusätzliche private Absicherung heute unverzichtbarer Baustein der Altersvorsorge. Es empfiehlt sich beispielsweise eine private Rentenversicherung.
Auslandsreise-Krankenversicherung
Viele Fachleute empfehlen eine solche Versicherung für Menschen, die häufiger im Ausland unterwegs sind. Auch innerhalb der EU. Die Versicherung kommt für Behandlungen und medizinisch erforderliche Rücktransporte auf, was bei der gesetzlichen Krankenversicherung in vielen Fällen nur teilweise oder gar nicht der Fall ist.
Welche weiteren Versicherungen gibt es?
Natürlich kann man sich gegen zahlreiche weitere Risiken versichern. Im Prinzip sind dem Versicherungsschutz keine Grenzen gesetzt – allenfalls finanzielle. Jeder sollte für sich prüfen, ob weitere Versicherungen in Frage kommen. Hier ein paar Beispiele für weitere nützliche Versicherungen.
Zusätzliche private Krankenversicherung
Wer möchte, für den gibt es auf dem Markt zahlreiche Versicherungen, die bestimmte Leistungen bieten, die von der eigenen Krankenversicherungspolice nicht abgedeckt werden. Das können etwa eine Zahnzusatzversicherung, eine Krankenhaus-Zusatzversicherung oder eine Krankentagegeldversicherung sein.
Pflegezusatzversicherung
Häufig reichen die Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung nicht aus, um die hohen Kosten für eine Betreuung und medizinische Versorgung abzudecken. Diese Lücke kann mit einer privaten Pflegezusatzversicherung geschlossen werden..
Vollkasko-/Teilkaskoversicherung
Während die verpflichtende Kfz-Haftpflichtversicherung für diejenigen Schäden aufkommt, die man selbst anderen im Straßenverkehr zufügt, kann man Schäden am eigenen Fahrzeug über eine Vollkasko- oder Teilkaskoversicherung absichern. Bei Neufahrzeugen entscheiden sich die Halterinnen und Halter häufig für eine Vollkaskoversicherung.
Rechtschutzversicherung
Für eine solche Versicherung entscheiden sich Menschen, die sich gegen die Kosten eines möglichen Rechtsstreites absichern möchten. Wichtig: In der Regel zahlt sie nur für Auseinandersetzungen in bestimmten Lebensbereichen.
Reiserücktrittsversicherung
Wer lange im Voraus eine teure Reise gebucht hat oder befürchtet, etwa wegen kleiner Kinder, Reisen kurzfristig absagen zu müssen, für den kann eine solche Versicherung in Frage kommen. Sie greift bei unerwarteter Krankheit der versicherten Person oder eines nahen Angehörigen – oder wenn man stirbt.
Fazit: Versicherung regelmäßig auf Notwendigkeit prüfen
Die Auswahl an Versicherungen ist groß. Doch egal ob Pflichtversicherung oder freiwillige Police: Schauen Sie sich in regelmäßigen Abständen Ihre Versicherungen an, um zu prüfen, ob sie noch zur Lebenswirklichkeit passen. Wer kein Haus mehr bewohnt, benötigt keine Wohngebäudeversicherung mehr, wer plötzlich deutlich mehr verdient, möchte vielleicht die private Altersvorsorge aufstocken. Davon abgesehen kann auch ein Versicherungswechsel geboten sein, wenn man mit den Konditionen eines Anbieters nicht mehr zufrieden ist. Die Expertinnen und Experten der Sparkasse KölnBonn helfen Ihnen dabei.