„Fit for Invest“ – Interview mit Rainer Virnich, Vorstand Sparkasse KölnBonn
In dem Format „Auf ein Kränzchen – 11 Fragen 11 Antworten“ tauschen sich Unterstützerinnen und Unterstützer der Initiative „Fit for Invest“ über Entrepreneurship und Gründung in der Region Köln aus. In diesem Interview sprechen Prof. Dr. Mona Mensmann und Prof. Dr. Kai Thürbach mit Rainer Virnich, Vorstandsmitglied der Sparkasse KölnBonn.
Was ist „Fit for Invest”?
„Fit for First“ ist eine Initiative, die junge Gründerinnen und Gründer der Kölner Hochschulen unterstützt. Dabei sind die TH Köln, die Universität zu Köln, die Deutsche Spothochschule Köln und die Rheinische Fachhochschule Köln. Das Ziel des Projektes ist es, die Region für bundesweite ebenso wie für internationale Investorinnen und Investoren attraktiver zu gestalten. Vernetzung und Austausch spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Finanzierung erfolgt über das Förderprogramm EXIST-Potentiale des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.
Auf ein Kränzchen mit Rainer Virnich, Vorstandsmitglied der Sparkasse KölnBonn
Wie haben sich Gründungs-Ideen im Vergleich zu früher entwickelt? Welche Perspektiven haben Start-ups in der Region? Prof. Dr. Mona Mensmann und Prof. Dr. Kai Thürbach stellen ihre Fragen an Rainer Virnich.
Prof. Dr. Kai Thürbach: Wir starten mit der typischen Frage aus der Gründerszene: Wer bist du und was machst du?
Rainer Virnich: Mein Name ist Rainer Virnich. Ich bin im Vorstand der Sparkasse KölnBonn und freue mich heute auf ein mit Sicherheit interessantes Interview.
Prof. Dr. Mona Mensmann: Wie unterstützt die Sparkasse KölnBonn Gründerinnen und Gründer in der Region Köln?
Rainer Virnich: Wir sind im Netzwerk aktiv dabei und versuchen als Kreditinstitut in der Gründungsphase natürlich auch mit Finanzierung zu helfen. Wir haben aber auch Kontakte zu Eigenkapital-Gebern und zu Venture Capital Fonds. Und auch da stellen wir natürlich unser Knowhow zur Verfügung.
Prof. Dr. Kai Thürbach: Wie begleitet das GründerCenter der Sparkasse Köln Bonn Gründungs-Interessierte?
Rainer Virnich: Wir versuchen, von Beginn an sehr nah an den Gründerinnen und Gründern zu sein. Wir bieten Coaching-Tage oder Berater-Tage, zum Beispiel für einen Ideen-Check. Und das zieht sich weiter über Businessplan, Beratungen und Coachings, wo wir dann auch betriebswirtschaftlich mit den Gründerinnen und Gründern tiefer einsteigen, aber auch unsere Erfahrungen mitgeben wollen. Unsere Philosophie ist: Die ersten drei Jahre in der Gründungsphase werden die Gründerinnen und Gründer vom gleichen Ansprechpartner im Existenzgründungs-Bereich betreut. Das gibt aus unserer Erfahrung heraus eine gewisse Sicherheit bei den Gründerinnen und Gründern und irgendwann auch eine Vertrauensbasis.
Es gibt natürlich genügend Fragen, die vermeintlich dumm oder peinlich klingen könnten, aber auch die müssen gestellt werden. Damit sich Gründungs-Interessierte trauen, wirklich alle Fragen zu stellen, braucht es eine Vertrauensbasis.
Prof. Dr. Mona Mensmann: Bei dem Thema Start-up gibt es gewisse Risiken, wie zum Beispiel bei der Aufnahme eines Kredits. Wie geht die Sparkasse damit um?
Rainer Virnich: Das Thema Kreditrisiken ist natürlich unser Handwerkszeug. Wir glauben, in der engen Begleitung von Gründerinnen und Gründern sehr nah am Geschehen zu sein, und das mindestens die ersten drei Jahre. Wenn wir dann erkennen, dass es zum Beispiel Änderungsbedarf gibt, dass es auch mal einen Rückschlag gibt, dann ist das für uns schon ein Teil der Risiko-Betreuung. Dann habe ich noch nicht sofort das Kreditrisiko eingepreist oder realisiert. Wir wollen vorne dabei sein, um Risiken mit den Gründerinnen und Gründern zu managen. Und so ist unsere Strategie. Natürlich ist eine Sparkasse auch dazu verdammt, irgendwann ein Rating zu machen. Aber das ist nicht das ausschlaggebende Argument, sondern für uns ist wichtig, mit der Gründerin oder dem Gründer entsprechend den Weg zu gehen. Und dann, glaube ich, kann man die Risiken am besten managen, nämlich sofort und gemeinsam.
Prof. Dr. Kai Thürbach: Welche Eigenschaften sollten Gründerinnen und Gründer haben, um von der Sparkasse KölnBonn eine Finanzierung zu bekommen?
Rainer Virnich: Ich glaube, die Gründerin oder der Gründer muss Mut und viel Selbstbewusstsein mitbringen. Außerdem muss er oder sie Überzeugungskraft haben, denn auch uns muss man vom Geschäftsmodell überzeugen. Also muss man sich auch in gewisser Weise mit einer Idee verkaufen und begeistern können. Es gibt sicherlich auch mal Rückschläge.
Als Gründerin oder Gründer muss man das verkraften und aus den Rückschlägen auch wieder positive Energie ziehen können.
Außerdem sollte man eine Fachlichkeit mitbringen und sich eine gewisse Ahnung von Betriebswirtschaft aneignen. Ob die Spaß macht, ist was anderes, aber gewisse Zusammenhänge muss man kennen, sonst kann man irgendwann auch ein Unternehmen nicht mehr steuern.
Prof. Dr. Mona Mensmann: Wie gut sind junge Gründerinnen und Gründer vorbereitet, wenn sie eine Finanzierung bei dir anfragen? Gibt es Verbesserungspotenzial?
Rainer Virnich: Wir erleben da durchaus die unterschiedlichsten Gesprächsniveaus. Was ich aber glaube, ist, dass genau eine solche Institution wie „Fit for Invest“, also ein Hochschulen-Verbund, viel in der Vorbereitung erreicht. Was wir aber auch erleben, ist, dass die Gründerinnen und Gründer durchaus mit Vorstellungen zu Eigenkapitalausstattung und Venture Capital in der ersten Phase sehr gefestigt in solche Gespräche reingehen und die alternative Finanzierung gar nicht die Priorität hat. Da müssen wir durchaus schon mal Überzeugungsarbeit leisten. Grundvoraussetzung ist aber, dass der Businessplan durchdacht und nachvollziehbar ist und wir von einem Businessplan auch überzeugt werden können. Meistens ist dies gut vorbereitet, bis auf das Thema Finanzierung, aber das ist auch unser Part und unser Job. Und dann halten wir durchaus auch mal dagegen und sagen: Es gibt doch noch eine zweite oder dritte Alternative.
Prof. Dr. Kai Thürbach: Was können wir bei „Fit for Invest“ tun, um besonders im Bereich der Finanzierung von Start-ups zu unterstützen?
Rainer Virnich: Da habe ich eine ganz kurze Antwort. Die Aufklärung aus der eben gestellten Frage. Ich glaube, das ist wichtig. Ansonsten sind wir hier bestens in Köln positioniert. Ich glaube, das tut Köln sehr gut.
Prof. Dr. Mona Mensmann: Hast du in den letzten Jahren eine Entwicklung bei Gründer-Teams wahrnehmen können und wie haben sich Gründungsideen oder Start-ups generell im Vergleich zu früher verändert?
Rainer Virnich: Ja, ich erlebe Entwicklungen. Es ist ein breites Wissen vorhanden. Wir haben den Eindruck, dass die Vorbereitung sehr gut ist. Auch klar ist: Wenn Teams bei uns tatsächlich in Gespräche kommen, erleben wir schon ganz klar Arbeitsteilung, wie man sich das eigentlich auch wünscht. Da sehen wir schon deutlich, dass die Entwicklung weiter ist. Was wir auch erleben, ist: Man erwartet von uns klare Aussagen, umso mehr, wenn wir tatsächlich nicht so überzeugt sind von einer Geschäftsidee oder einem Businessplan. Die Idee kann ja gut sein, vielleicht ist der Plan nur noch nicht gut genug. Auch da erlebe ich, dass klare Erwartungen an uns gestellt werden: Begründet uns bitte, woran es scheitert, oder begründet uns eure Bauchschmerzen. Die Diskussionen werden intensiver und das ist auch gut so.
Prof. Dr. Kai Thürbach: Was tut ihr von der Sparkasse, um bei Gründerinnen und Gründern attraktiv zu bleiben?
Rainer Virnich: Das mache ich fest an den handelnden Personen vor Ort. So, wie wir unseren Kundinnen und Kunden begegnen, so kriegen wir auch Dinge zurück. Meine Kolleginnen und Kollegen vor Ort müssen für das Geschäft brennen und Lust haben, Existenzgründungen zu begleiten. Es muss auch eine gewisse Flexibilität dabei sein, weil es immer wieder neue Ansprüche und neue Situationen gibt. Ich glaube aber auch, dass es ein gutes Mittel ist, drei Jahre zu begleiten. Das spricht sich rum und das kriegen wir auch in der Gründerszene so zurückgespielt. Ich glaube auch, dass unsere Coaching-Termine, Beratungsgespräche, also sehr individuelle Austausche, die wir anbieten, wertgeschätzt werden. Wir lernen in solchen Gesprächen immer wieder den Unternehmer oder die Unternehmerin kennen. Und so sind wir sehr schnell tief im Geschäftsleben der Gründenden und dann ist man automatisch auch auf Augenhöhe.
Prof. Dr. Mona Mensmann: Warum unterstützt du „Fit for Invest“ der Kölner Hochschulen?
Rainer Virnich: Ich beantworte diese Frage aus zwei Perspektiven. Ich persönlich habe ein Faible für die Szene, für das Unternehmertum. Ich habe Lust darauf, Unternehmen zu begleiten, und denke, es ist ein hochinteressantes, hochkomplexes Geschäft. Mit jungen Menschen unterwegs zu sein, bereichert mein Leben und ich hoffe, auch das meiner Kundinnen und Kunden.
Was die Sparkasse KölnBonn anbetrifft, ist unser Auftrag: Wir haben uns in der Region auch um Unternehmerinnen und Unternehmer intensiv zu kümmern.
Wir haben die kreditwirtschaftlichen Belange der Kundinnen und Kunden und der Gründer-Teams hier ganz klar zu bedienen und zu begleiten. Wenn eine Sparkasse das nicht macht, wüsste ich nicht, wer es tun sollte. Letzter Punkt: Da ist natürlich auch ein Blick auf die Wirtschaftsregion. Jedes Start-up, das hoffentlich auch erfolgreich ist und bleibt, gibt auch in die Volkswirtschaft dieser Region Dinge wieder zurück. Und genau das ist der zweite Auftrag. Natürlich arbeiten wir für die gesamte Region, wollen auch Beiträge leisten. Und ein Beitrag ist, Unternehmen sowie Gründerinnen und Gründer zu unterstützen.
Prof. Dr. Kai Thürbach: Gibt es Wünsche, die du für die Start-up Region Köln hast?
Rainer Virnich: Mehr Gründerinnen und Gründer. Mehr Mutige, die mit ihrer Idee und einer gewissen Disziplin auch die Idee vorantreiben. Ich würde mir mehr Skillups wünschen und der Region würde das ein oder andere Unicorn sicher auch gut stehen. Allein schon, um noch mal einen Leuchtturm in der Region setzen zu können und um zu zeigen, dass diese Gründerszene hier eine Mächtige ist mit ganz viel Potenzial. Das wisst ihr besser als ich. Ihr habt jeden Tag die jungen Menschen im Saal, die euch zuhören. Und dieses Potenzial, glaube ich, muss man auch deutlich herausstellen. Das wünsche ich mir.