Für wen sich die Immobilien-Leibrente eignet
Es ist eine Krux: Zwar lebt im Alter mietfrei, wer sich in früheren Jahren ein Haus oder eine Wohnung gekauft hat. Doch wenn die Rente nicht reicht, hat man trotzdem ein finanzielles Problem. Die Steine des Eigenheims lassen sich schließlich nicht in Nahrung verwandeln – obwohl sie wertvoll sind. Eine Lösung kann in diesen Fällen die Immobilien-Leibrente sein. Kambiz Payandeh, Verkaufsleiter Bestandsimmobilien bei S Immobilienpartner, erklärt, wie das funktioniert.

Herr Payandeh, was versteht man unter einer Immobilien-Leibrente?
Kambiz Payandeh: Die Eigentümerin oder der Eigentümer eines Hauses oder einer Wohnung verkauft in diesem Fall seine Immobilie an ein Unternehmen. Dieses sichert ihr und ihm ein lebenslanges Wohnrecht zu. Darüber hinaus zahlt es eine monatliche Rente oder eine Einmalzahlung beziehungsweise kombiniert beides miteinander.
Für wen ist die Immobilien-Leibrente sinnvoll?
Wir empfehlen diese Lösung für Menschen ab 70 Jahren, die ihre Immobilie nicht vererben wollen. Der Grund dafür ist einfach: Bei der Immobilien-Leibrente bleibt am Ende von der Immobilie nichts übrig, das man vererben könnte. Und die Eigentümerin und der Eigentümer erhalten üblicherweise mehr Geld, je älter sie sind. Der Preis, den das Unternehmen bezahlt, ist nämlich eine Kombination aus dem Wert der Immobilie und dem Alter der Verkäuferin und des Verkäufers. Allerdings mindert das lebenslange Wohnrecht den Preis bei der Immobilien-Leibrente. Bei einem freien Verkauf erzielt man einen höheren Kaufpreis.
Ist es dann nicht sinnvoller, das Haus oder die Wohnung selbst zu verkaufen und den maximalen Preis zu erzielen?
Kommt drauf an. Wenn ich die Immobilie verkaufe, muss ich selbst auch irgendwo wohnen. Ich könnte also mit der Käuferin und dem Käufer einen Vertrag abschließen, der mir ein lebenslanges Wohnrecht zusichert. Dann werde ich aber nicht den Höchstpreis bekommen. Den erzielt nur, wer eine leerstehende Immobilie verkauft. Alternativ könnte man die Immobilie verkaufen und vertraglich vereinbaren, dass man sie zurückmietet. Dann allerdings kann je nach Vertrag die Miete im Laufe der Zeit steigen. Noch schlimmer: Die neue Eigentümerin und der neue Eigentümer melden Eigenbedarf an. Die größere Sicherheit hat, wer sich für die Immobilien-Leibrente entscheidet beziehungsweise sich grundsätzlich ein lebenslanges Wohnrecht im Grundbuch absichern lässt.
Aber je älter die Eigentümerin und der Eigentümer beim Beginn der Immobilien-Leibrente sind, desto weniger lang ist ihre Lebenserwartung. Eventuell sind sie irgendwann auf ein Pflegeheim angewiesen. Dann hat das Unternehmen den größeren Gewinn, oder?
Das kann man so nicht sagen. Denn
- kann auch die Partnerin oder der Partner noch vom Verkauf profitieren: Sie und er dürfen weiterhin in der Immobilie leben.
- Durch das lebenslange Wohnrecht darf die Immobilie in der Regel vermietet werden, falls die Verkäuferin und der Verkäufer ins Pflegeheim müssen. Die Kosten fürs Heim können dann von der Miete zumindest teilweise bezahlt werden.
- Gibt es bei der Leibrente, also den monatlichen Zahlungen, eine Auszahlungsgarantie für fünf, maximal zehn Jahren.
- Man kann je nach Anbieter zwischen unterschiedlichen Modellen wählen, wenn man seine Immobilie zu Geld machen möchte.
Welche Modelle gibt es denn?
Wir unterscheiden im Wesentlichen zwei Modelle. Da ist einerseits die Verrentung auf Basis von Nießbrauch verbunden mit einer Leibrente. Das ist die typische Immobilien-Leibrente. Dabei verkauft man die Immobilie an ein entsprechendes Unternehmen. Im Grundbuch wird ein lebenslanges Wohnrecht eingetragen. Außerdem wird in den kommenden Jahren eine monatliche Rente gezahlt. Alternativ ist eine Einmalzahlung möglich. Oder man kombiniert beides und entscheidet sich somit für eine geringere Einmalzahlung und niedrigere monatliche Auszahlungen.

Modell zwei ist der so genannte Teilverkauf und keine Immobilien-Leibrente im herkömmlichen Sinn. Dabei spielt das Alter der Verkäuferin und des Verkäufers keine Rolle. Die Käuferin und der Käufer zahlen in diesem Fall für bis zu 50 Prozent der Immobilie den marktüblichen Preis und werden stille Miteigentümerin und stiller Miteigentümer. Die Verkäuferin und der Verkäufer oder auch deren Erbinnen und Erben können diesen Anteil später zurückkaufen. Dann allerdings ebenfalls zum marktüblichen Preis. Dieser könnte also höher liegen als beim Verkauf. Dieses Modell ist immer dann sinnvoll, wenn ich schnell eine größere Summe Geld benötige – vielleicht, um die Kinder finanziell zu unterstützen oder um die Zeit bis zur Auszahlung der Lebensversicherung zu überbrücken. Im Prinzip ist das, als ob man die Immobilie für einen Kredit beleiht. Allerdings sind die Finanzpartnerin und der Finanzpartner in diesem Fall keine Sparkasse oder Bank, sondern eine Investorin und ein Investor, der auf Immobilien spezialisiert ist.
- Sie sind über 70, Single oder in einer Paarbeziehung.
- Sie benötigen Geld für Pflege- oder Gesundheitsleistungen.
- Sie wollen einen Kredit ablösen, weil die Raten Ihre Rente schmälern – zum Beispiel die Restschuld für Ihre Immobilie löschen.
- Ihre monatliche Rente ist zu gering.
- Sie haben einen einmaligen Kapitalbedarf, weil Sie beispielsweise die Immobilie barrierefrei umbauen wollen.
- Sie haben keine Erben und wollen das Leben noch genießen. Ihnen fehlt aber das Geld dafür.
Bei der Wahl des Finanzpartners muss man aber genau hinschauen, oder?
Ja. Denn wenn dieser insolvent wird, wird es schwierig. Wir informieren unsere Kundinnen und Kunden aber individuell und suchen gemeinsam nach dem passenden Modell. Sollte das beispielsweise der Verkauf auf dem freien Markt sein, stehen wir ebenfalls als Partner zur Seite.
Die Immobilien-Leibrente ist nicht neu. Warum wird sie jetzt interessanter?
Die Marktsituation hat sich sehr verändert. Früher hatten Immobilien nicht so einen hohen Marktwert wie heute. Das heißt, die Besitzerinnen und Besitzer haben bei einer Immobilien-Leibrente keine guten Angebote bekommen. Das ist heute ganz anders. Speziell in den Ballungsgebieten können die Eigentümerinnen und Eigentümer ihre Bedingungen stellen.
Hinzu kommt ein zweiter Punkt: Die Menschen werden immer älter. Das Vermögen ist unter Umständen irgendwann aufgebraucht – bis auf die Immobilie, die ja einen hohen Wert hat. Aber sie deckt den Lebensunterhalt nur, wenn man sie verkauft. Dann allerdings braucht man neuen Wohnraum. Die Immobilien-Leibrente bietet hier eine gute Kombination aus Bargeld für einen schönen Lebensabend, und aus der Sicherheit, im eigenen Umfeld weiter leben zu können.