Wir über uns
Mit Liebe zur Biene
Die Sparkassen-Mitarbeiter Michael Herr und Uwe Krüdelbach haben ein ganz besonderes und dabei nachhaltiges Hobby. Als Imker kümmern sie sich um mehr als eine halbe Million Bienen und produzieren sogar ihren eigenen Honig.
Wer in diesen Tagen auf dem riesigen Kleingärtnerareal des KGV Alt Bickendorf unterwegs ist, der spürt ein wenig Urlaubsatmosphäre. Es ist ruhig, gemütlich und vor allen Dingen grün. Hunderte verschiedene Pflanzenarten sind dort zu finden, die die ansässigen Kleingärtner liebevoll pflegen. Dass dort insgesamt hunderttausende Bienen unterwegs sind, vermuten allerdings die wenigsten. Doch genauso ist es. Denn die beiden Sparkassen-Mitarbeiter Michael Herr (53) und Uwe Krüdelbach (57) kümmern sich dort um sechs Bienenvölker.
Der Weg zum Imker
Und da sie im Siegerland noch weitere Bienenvölker besitzen, tragen sie insgesamt die Verantwortung für rund 500.000 Insekten der besonderen Art. „Angefangen haben wir damit im Jahr 2004“, erinnert sich Herr, der bei der Sparkasse KölnBonn als Leiter des Qualitäts- und Veranstaltungsmanagements tätig ist. „Ich habe damals noch in Siegen Meiswinkel gewohnt und bin von Imker Herbert Ballhorn angesprochen worden als ich bei ihm Honig eingekauft habe. Er fragte mich, ob ich mich denn nicht mal selbst als Imker versuchen wollte.“ Gefragt, getan. So machte sich Herr zunächst vor Ort ein Bild und war direkt begeistert. „Ich fand das Ganze hochspannend, sodass Herbert Ballhorn quasi zu meinem Imkerpaten wurde, da er mir anschließend mein erstes Bienenvolk geschenkt hat.“ Einfach loslegen wollten Herr und Krüdelbach dann allerdings nicht, auch wenn dies in Deutschland theoretisch möglich ist. „Man darf nicht vergessen, dass man mit wilden Tieren arbeitet, für die man eine große Verantwortung trägt. Um die sollte man sich so gut es geht kümmern“, sagt Krüdelbach, der bei der Sparkasse KölnBonn Teamleiter im Bereich Privat Banking ist. „Deshalb haben wir danach eine Wochend-Schulung beim Deutschen Imkerbund gemacht. Dabei durchläuft man eine theoretische Ausbildung und erhält nach der Prüfung ein Imker-Zertifikat.“ Dadurch wisse man zumindest aus der Theorie, wie mit einem Bienenvolk umgegangen werden sollte und wie hoch die Qualitätsstandards der Honigproduktion in Deutschland sind.
50.000 Bienen pro Volk
Bei der Theorie haben es Herr und Krüdelbach aber nicht belassen. Ganz im Gegenteil: Mittlerweile besitzt das Bickendorfer Imker-Duo schon zehn Völker. „Aus einem Volk werden schnell zwei oder drei, da ein Volk sich teilt und wir auch einfach die nötige Begeisterung für dieses Hobby mitbringen“, sagt Herr. Und da ein Volk im Sommer aus bis zu 50.000 Bienen und jeweils einer Königin besteht, schwirren aktuell etwa 300.000 Bienen durch die Umgebung der Bickendorfer Kleingärten. Vor allen Dingen in den Frühlings- und Sommermonaten sind Herr und Krüdelbach dort deshalb regelmäßig zu finden, phasenweise sogar bis zu zehn Stunden pro Woche. „In den Urlaub fahren ist zu dieser Jahreszeit deshalb nicht drin“, sagt Herr. „Aber das nehmen wir gerne in Kauf, damit es unseren Bienen so gut wie möglich geht.“
Unterschiedlich lange Lebenszeit der Bienen
In den Wintermonaten ist der Aufwand für die Imker hingegen weniger groß, da zu dieser Zeit die Bienenvölker in eine Art Winterruhe gehen. Ein Volk schrumpft dann von 50.000 auf circa 10.000 Bienen zusammen. „Die Winterbiene lebt vom Oktober bis zum Frühjahr. Die Sommerbiene hingegen lebt nur etwa 40 Tage, da sie deutlich mehr arbeitet, erklärt Krüdelbach. „Die Königin lebt aber natürlich länger, bis zu fünf Jahre. Zum Ende ihrer Lebenszeit lässt ihre Legeleistung allerdings nach.“ Ist die Königin schließlich verstorben, tritt eine neue an ihre Stelle, da jedes Volk eine solche „Anführerin“ hat. Die Lage der Zelle und das Futter bestimmen schließlich, ob eine normale Arbeitsbiene oder eine Königin schlüpft. „Die Bienen legen Eier, die als Stifte bezeichnet werden“, erklärt Herr. „Wenn es eine Königin werden soll, dann stehen die sogenannten Weiselnäpfchen senkrecht. Das wiederum erkennen die Arbeiterbienen, sodass sie die potenzielle Königin mit dem sogenannten Futtersaft Gelee Royal versorgen.“
So entsteht der Honig
Den Honig wiederum produzieren die Bienen durch jede Menge Fleißarbeit. Immerhin fliegen sie im Umkreis von bis zu fünf Kilometern aus, suchen an sogenannten Trachtquellen nach Verwertbarem und fliegen dann in den Stock zurück. Anschließend geben sie den Nektar am „Eingang des Stocks“ ab, ehe er von Biene zu Biene übergeben und an seiner vorgesehenen Stelle platziert wird. „Bei jeder Übergabe sinkt der Wassergehalt, sodass von den ursprünglichen 97 Prozent im Honig noch 18 bis 20 Prozent übrigbleiben“, erklärt Herr. „Aus den einzelnen Waben wird von den Imkern letztlich der Nektar gewonnen, ehe er in eine Honigschleuder kommt und gesiebt wird.“ Verkauft wird er von Herr und Krüdelbach schließlich in 500-Gramm Gläsern.
Warum Bienen so wichtig sind
Um den finanziellen Ertrag geht es Herr und Krüdelbach bei ihrem Hobby allerdings nicht, zumal die Einnahmen die Kosten für die Imkerausrüstung kaum decken. Vielmehr haben sie Spaß an der Arbeit mit den Tieren, die für die Umwelt eine enorme Bedeutung haben. Schließlich stünden der Gesellschaft ohne ihre Bestäubungsleistung niederwertigere Lebensmittel zur Verfügung. Zudem würden Früchte wie Äpfel weniger schön aussehen und schlechter schmecken. „Es gibt viele Insekten, die Bestäuben. Aber wenn die Bienen aussterben, hat das einen erheblichen Einfluss auf den Ertrag von Pflanzen. Denn die Bienen bestäuben sehr effektiv. Sollten sie beispielsweise keine Erdbeeren mehr bestäuben, gibt es somit im Endeffekt viel weniger und auch unvollständige Früchte“, erklärt Krüdelbach. „Die Bienen sind also nicht nur wegen ihres Honigs, sondern vor allem wegen ihrer Bestäubung so wertvoll für unsere Gesellschaft.“
Bienen Gutes tun
Dementsprechend empfehlen die Bickendorfer Imker sich immer möglichst bienenfreundlich zu verhalten. So sollten die Menschen aus ihrer Sicht möglichst auf Steingärten verzichten und stattdessen auf Wiese und Beete setzen. „Und diese dürfen dann gerne auch ein wenig wachsen, davon haben die Bienen am meisten“, sagt Krüdelbach. „Zudem können die Leute auch etwas für die Bienen tun, wenn ihnen lediglich ein Balkon zur Verfügung steht, beispielsweise durch das Bepflanzen von Kübeln oder Blumenkästen. In Gärtnereien gibt es darüber hinaus immer genügend Hinweise auf bienenfreundliche Pflanzen.“ Das Imkerduo selbst setzt privat im Prinzip fast ausschließlich auf Gewächse dieser Art. Und zwar egal, ob sie sich gerade in ihrem Bickendorfer Kleingarten aufhalten oder anderswo. Denn sie leben stets nach dem Motto: mit Liebe zur Biene.