„Man muss absolut überzeugt sein“
Carsten Pattberg und Sweeta Sediqi vertreiben Wallboxen eines britischen Herstellers zum Laden von Elektroautos. Als Angestellte hatten sie zuvor sichere Jobs, als Selbstständige standen sie anfangs ganz ohne Kundschaft da. Drei Jahre nach der Gründung nähert sich der Umsatz bereits einem zweitstelligen Millionenbetrag an.
Die Sonne und ihre schier endlose Energie hatte es Sweeta Sediqi und Carsten Pattberg in ihrem Berufsleben immer schon angetan. Bei Solarworld in Bonn arbeiteten die beiden zusammen, später bei Solarwatt in Dresden. Irgendwann war klar: Das Thema „nachhaltige Energie“ stimmte, aber sie wollten nicht mehr angestellt sein. „Wir verspürten immer größere Lust, das Risiko Selbstständigkeit einzugehen“, erzählt Pattberg.
Mobile Ladestationen
Den letzten Ausschlag für die Entscheidung, ein eigenes Unternehmen zu gründen, gab ein geschäftlicher Kontakt nach Großbritannien, zur Firma myenergi Ltd. „Das ist dort der Marktführer für mobile Ladestationen“, sagt Pattberg, „und wir fanden ihre Arbeit sehr interessant.“ Also knüpften seine Mitgründerin und er die ersten Kontakte. Diese wurden enger – und schließlich stand eine Vereinbarung fest: myenergi wollte seine Geschäftstätigkeit in die DACH-Region ausweiten, also nach Deutschland (D), Österreich (A) und in die Schweiz (CH). Sediqi und Pattberg waren als exklusive Vertriebspartner für diese Region auserkoren. Dafür gründeten sie 2019 in Köln die myenergi GmbH. Von dort aus hatten sie auch zuvor schon für ihren letzten Arbeitgeber im Vertrieb gearbeitet.
Die passende Wallbox zu jedem E-Auto
Nun helfen sie dem britischen Unternehmen dabei, die DACH-Märkte zu erobern. Im Mittelpunkt steht die Wallbox „zappi“. myenergi wirbt damit, dass diese immer passt – egal zu welchem E-Auto-Modell, bei welcher Ladeleistung und ob mit oder ohne Solaranlage. Weitere Produkte rund um die Wallbox vervollständigen das Angebot.
Dabei gab es anfangs einige Herausforderungen. Die erste: die Briten davon zu überzeugen, ihrer Vertriebsgeschäft in der DACH-Region in die Hände von Sediqi und Pattberg zu legen. „Es hat schon einige Monate gedauert“, erzählt Sediqi, „bis alle Bedenken ausgeräumt waren und man überzeugt war, in uns die richtigen Partner gefunden zu haben.“ Die zweite Herausforderung: gegen auf dem Markt etablierte Mitbewerber anzutreten und die ersten Kundinnen und Kunden zu gewinnen.
Herausforderung Nummer drei: Als Angestellte hatten beide sichere Anstellungen mit guten Gehältern. „Als Gründer gehst du morgens ins Büro, aber da ist keine Kundschaft, das fühlt sich schon komisch an“, erinnert sich Sweeta Sediqi.
Die Gründung finanzieren
Ganz bei null mussten sie trotzdem nicht starten, beide brachten für die Gründung Eigenmittel mit, mit denen sich die ersten Monate nach ihren Festanstellungen überbrücken ließen. Aber: „Wir brauchten schnell eine Finanzierung, weil wir ja stets erheblich in Vorleistung gehen müssen“, erklärt Pattberg.
Gründungsseminar als Starthilfe
Außerdem wollten die beiden als Gründer von Anfang an alles richtig machen und nahmen deshalb im GründerCenter der Sparkasse KölnBonn an einem Gründungsseminar teil. Die Sparkasse wurde dann auch zum Finanzierungspartner. „Außerdem unterstützen wir das junge Unternehmen im Auslandsgeschäft, etwa bei Devisentermingeschäften zur Absicherung des Pfund-Kurses“, erzählt Erik Bastians, Vertriebsdirektor im GründerCenter der Sparkasse.
Schnelles Wachstum
Die drei Herausforderungen sind längst gemeistert, myenergi kommt offensichtlich gut an in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 2020 konnten Sediqi und Pattberg mit ihrem Team 3.000 Wallboxen verkaufen, ein Jahr später bereits 30.000. Für 2022 planen sie den Absatz von 70.000 Wallboxen und Zusatzgeräten. Entsprechend verzehnfachte sich auch der Umsatz des jungen Unternehmens innerhalb eines Jahres. Er liegt schon jetzt im zweistelligen Millionenbereich und soll weiter kräftig wachsen.
Das Erfolgsrezept der Gründerin und des Gründers? „Ganz einfach: Man muss von dem Produkt absolut überzeugt sein und daran glauben“, sagt Carsten Pattberg. „Und“, ergänzt Sweeta Sediqi, „von uns selbst!“