Finanzieren
Finanzielle Probleme vermeiden und lösen
Inflation, steigende Lebenshaltungskosten, Mieterhöhungen, eine Kündigung – finanzielle Probleme können verschiedene Ursachen haben und schnell eine Überschuldung oder gar eine Privatinsolvenz nach sich ziehen. Szenarien, die niemand erleben möchte. Doch was tun, wenn das Einkommen nicht mehr ausreicht, die Schulden sich zunehmend häufen und der Überblick über die finanzielle Situation fehlt?
Was tun bei Schulden?
1. Überblick verschaffen
Finanzielle Probleme können Ängste, Stress und sogar Panik auslösen. Daher sollten Sie sich zunächst einen Überblick verschaffen, das macht die Situation übersichtlicher und beherrschbarer. Diese Fragen helfen Ihnen dabei, zu sehen, wo Sie finanziell stehen:
- In welcher Höhe fallen aktuell Einnahmen weg?
- Wie hoch sind derzeit Ihre Ausgaben im Monat?
- Welcher Gewinn oder Verlust ergibt sich, wenn Sie die Ausgaben von den Einnahmen abziehen?
- Haben Sie Schulden, die in nächster Zeit zusätzlich fällig werden (zum Beispiel durch einen Kredit)? Falls ja: in welcher Höhe?
- Haben Sie Rücklagen, auf die Sie zurückgreifen könnten (zum Beispiel Guthaben auf einem Tagesgeldkonto)? Falls ja: in welcher Höhe?
Ziel ist es, dass Sie möglichst genau über Ihre finanzielle Lage Bescheid wissen. Für eine bessere Übersicht hilft es, die regelmäßigen Ausgaben und Einkünfte festzuhalten. Das geht in Form einer Tabelle oder Sie nutzen die automatischen Analysefunktionen in einem digitalen Finanzplaner. So haben Sie einen sachlichen Anhaltspunkt, inwieweit Sie im nächsten Schritt Kosten reduzieren sollten.
2. Kosten reduzieren
Indem Sie Ihre Kosten kurzfristig reduzieren, können Sie ein finanzielles Problem verbessern. Mit dem gesparten Budget lassen sich vorhandene Schulden abbauen und weitere Schulden vermeiden. In erster Linie sollten Sie hier natürlich bei allem ansetzen, was für Sie leicht verzichtbar ist.
Haben Sie in näherer Zukunft größere Ausgaben geplant, die sich verschieben lassen? Prüfen Sie in einer finanziellen Notlage außerdem, auf welche Abos und Verträge Sie – zumindest zeitweise – verzichten können. Denkbar sind zum Beispiel Abos bei verschiedenen Streaming-Anbietern, die Mitgliedschaft im Fitness-Studio oder teure Internet- und Mobilfunk-Verträge. Bei Letzteren hilft häufig schon ein Anruf beim Anbieter, um sich über Ersparnisse im bestehenden Vertrag informieren zu lassen.
3. Machen Sie sich einen Plan
Wer finanzielle Sorgen hat, stellt sich am besten eine eigene Zahlungsstrategie auf. Welche fixen Ausgaben fallen im Monat an? Diese sollten zuerst abgedeckt und bei der finanziellen Planung vom Einkommen beziehungsweise den Rücklagen abgezogen werden. Danach gilt es zu rechnen: Wie viel Geld ist noch übrig? Legen Sie sich auf dieser Basis fixe Budgets für bestimmte monatliche Ausgaben fest und planen Sie dementsprechend.
4. Handeln Sie nicht übereilig
Bei allen Versuchen, so schnell wie möglich Geld einzusparen, um finanzielle Schwierigkeiten zu überbrücken, sollten Sie nicht voreilig handeln.
Bei akuten finanziellen Problemen ist es selten sinnvoll, den Vertrag einer vorsorgenden Versicherung direkt aufzukündigen. Das gilt zum Beispiel bei einer Berufsunfähigkeits- oder Lebensversicherung sowie bei Riester-Verträgen.
Der Grund: Wer weniger in die private Altersvorsorge einzahlt, bekommt später weniger raus. Wer in Zahlungsschwierigkeiten ist, sollte lieber ein paar Monate aussetzen, als seinen Lebensunterhalt zu gefährden. Riester-Verträge lassen sich in der Regel ruhend stellen. Unter Umständen verlieren Sie dabei die Grundzulage für das aktuelle Jahr. Doch gegenüber einer Kündigung, die womöglich ein Loch in Ihre Altersvorsorge reißt, ist das das kleinere Übel.
Auch die Berufsunfähigkeitsversicherung können Sie in der Regel ruhend stellen. Sie zahlen dann keinen oder nur noch einen geringen Beitrag. Beachten Sie dabei, dass Sie für den vereinbarten Zeitraum aber auch keinen Versicherungsschutz haben. Werden Sie dann berufsunfähig, bekommen Sie also keine Leistungen aus der Versicherung.
Nach Ende der Frist läuft der Vertrag zu den alten Bedingungen weiter. Weil insbesondere die Berufsunfähigkeitsversicherung mit zunehmendem Alter und möglicherweise Vorerkrankungen teurer wird, ist eine Ruhensvereinbarung normalerweise deutlich günstiger als eine Kündigung und ein späterer Neuabschluss.
5. Staatliche Hilfen nutzen
Weniger auszugeben, ist natürlich ein wichtiger Schritt. Doch was, wenn das Sparen nicht reicht? Unter Umständen haben Sie Anspruch auf staatliche Hilfe.
1. Möglichkeit: Bürgergeld beantragen
Das Bürgergeld hat in diesem Jahr das Arbeitslosengeld II sowie die Grundsicherung für arbeitssuchende Menschen (Hartz-IV-Leistungen) abgelöst. Dieser Zuschuss hilft auch Menschen, die zwar eine Arbeit haben, aber ihren Lebensunterhalt mit ihrem Einkommen allein nicht bestreiten können. Die Höhe des Fördersatzes hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Eine Person (alleinstehend) kann in der Regel 502 Euro (Stand 2023) erhalten, wenn sie den passenden Antrag stellt – in der Region sind das Jobcenter Köln und das Jobcenter Bonn zuständig.
2. Möglichkeit: Wohngeld beantragen
Das Geld für die Miete wird knapp, aber ein Verschieben der Zahlungen möchten Sie vermeiden? Beantragen Sie Wohngeld. Diesen Zuschuss für Ihre Mietzahlungen müssen Sie nicht zurückzahlen. Wie hoch diese finanzielle Hilfe ausfällt, hängt unter anderem davon ab, wie viele Menschen in Ihrem Haushalt leben, welches Einkommen Sie haben und wie teuer die Miete ist. Nutzen Sie den Wohngeldrechner, um die Höhe des eventuellen Anspruchs zu berechnen. Da seit 2023 neue Richtlinien für das Wohngeld gelten, haben Haushalte neuerdings viel häufiger die Möglichkeit, Zuschüsse zu erhalten.
Die Zuschüsse müssen bei Ihrer örtlichen Wohngeldstelle beantragt werden. Auch Eigentümerinnen und Eigentümer können unter Umständen Wohngeld erhalten. Dieser sogenannte Lastenzuschuss gilt für selbstgenutzte Wohnimmobilien. Informationen erfragen Sie am besten bei der Wohngeldstelle der Stadt Köln oder der Wohngeldstelle der Stadt Bonn.
Was tun, wenn man Kredite nicht zurückzahlen kann?
Sie können Ihre Kredite nicht zurückzahlen? Bei Immobilienkrediten kann im schlimmsten Fall eine Zwangsvollstreckung folgen, bei Verbraucherkrediten Mahnungen und Inkassokosten, die zu weiteren finanziellen Problemen führen. Allgemein kann es bei mehrfach nicht getätigten Ratenzahlungen dazu kommen, dass der Kredit gekündigt wird.
Eine mögliche Lösung: Zahlen Sie stattdessen Ihre Rate vorübergehend mit finanziellen Rücklagen, die Sie noch haben. Ist das nicht umsetzbar, stehen Ihnen je nach Kreditart unterschiedliche Möglichkeiten der Anpassung zur Verfügung. So können Sie die Rate in Absprache mit der Bank gegebenenfalls zwischenzeitlich aussetzen oder in ihrer Höhe zumindest anpassen. Teilweise macht auch eine Bündelung mehrerer, kleiner Kredite und somit eine Verlängerung der Laufzeit und / oder Reduzierung der Rate Sinn. In jedem Fall gilt: Sprechen Sie Ihre Bankberaterin oder Ihren Bankberater an und lassen Sie sich beraten.
Was tun, wenn man die Miete nicht zahlen kann?
Wichtig ist, dass Sie die Zahlung nicht einfach einstellen. Sprechen Sie vorher mit Ihrer Vermieterin oder Ihrem Vermieter und weisen Sie nach, dass Sie nicht zahlen können, ohne Ihren Lebensunterhalt oder den Ihrer Familie zu gefährden. Versuchen Sie, eine einvernehmliche Lösung zu finden – zum Beispiel in Form von vorläufigen Teilzahlungen. Ein großer Nachteil ist jedoch, dass die nachzuholenden Mieten langfristig zu einer doppelten Zahlungsbelastung führen. Es handelt sich also nur um eine vorübergehende Lösung.
Sie können Ihre Miete trotz Teilzahlungen oder Wohngeld nicht zahlen? Wenn ein akuter Verlust des Wohnraums droht und keine Unterkunft bei Ihnen nahestehenden Menschen in Frage kommt, sind die für Obdachlosigkeit zuständigen Stellen der Kommunen Ihre nächste Anlaufstelle. In Köln ist das die Fachstelle Wohnen der Stadt, in Bonn die städtische Fachstelle für Wohnungsnotfälle. Diese unterstützen unter Umständen über einen Kredit bei den Zahlungen der ausstehenden Mieten oder bieten Ihnen anderweitig eine Unterkunft an.
Wer hilft bei finanziellen Schwierigkeiten?
Sie sind in Ihrer Notsituation nicht alleine. Es gibt viele Hilfsangebote. Beanspruchen Sie eine Beratung bei:
- Ihrer Hausbank – zum Beispiel der Sparkasse KölnBonn
- Verbraucherschutz
- Schuldnerberatung der Caritas
Über SchuldnerBeratung.org finden Sie weitere Anlaufstellen in Köln und Bonn.
Schulden vermeiden
Kredite, niedriges Einkommen, hohe Preise im Supermarkt – wie kann man da am besten Schulden vermeiden? Wir haben Tipps für Sie, um im Alltag vorzusorgen und finanzielle Probleme zu vermeiden.
Haushaltsplan führen
Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, welche Ausgaben und Einkünfte Sie haben. In einem Finanzplaner – einer digitalen Version des Haushaltsbuchs – haben Sie direkt im Blick, welche Summen wie häufig (monatlich, viertel-, halbjährlich, jährlich) von Ihrem Konto abgehen und welche Summen wie häufig eingehen. Außerdem können Sie regelmäßige Budgets für verschiedene Ausgabenbereiche festlegen und sich somit die finanzielle Planung erleichtern.
Zusätzlich hilft Ihnen der Kontowecker der Sparkasse KölnBonn. Sobald Buchungen erfolgen, ein Limit überschritten oder das Gehalt überwiesen wird, erhalten Sie direkt eine Nachricht auf Ihr Smartphone.
Clever finanzieren
Augen auf bei der Finanzplanung: Denn im Kampf um Kundinnen und Kunden (und ihre Daten) werben manche Anbieter mit verlockenden Angeboten und einer passenden Finanzierung zu Niedrigzinsen.
Doch der Zins, mit dem geworben wird, ist nicht unbedingt der, den Sie auch bekommen. Achten Sie stattdessen auf den sogenannte Zweidrittelzins oder repräsentativen Zins. Manche Anbieter geben als Werbeversprechen nämlich einen niedrigen Zinssatz an, den nur sehr wenige Kundinnen und Kunden abschließen können. Der repräsentative Zins zeigt Ihnen hingegen, welchen Zinssatz zweidrittel der Kundschaft tatsächlich erhalten hat und bietet Ihnen daher eine verlässlichere Orientierung. Übrigens sieht der Gesetzgeber die Angabe des Zweidrittelzins inklusive Rechenbeispiel seit 2010 als verpflichtend vor.
Auch beim Thema Datenschutz ist Vorsicht geboten, denn bei einigen Kreditangeboten geht es meist nur darum, umfangreiche Daten der Antragstellenden zu bekommen. Vor Abschluss sollten Sie sich also immer fragen: Muss ich diese Anschaffung jetzt dringend vornehmen? Oder lockt mich die Werbung und verleitet mich zum Kauf?
Wenn Sie sich für die Anschaffung entscheiden, nutzen Sie für die Finanzierung lieber einen Privatkredit, der alles bündelt. Dadurch haben Sie einen besseren Überblick über die zu zahlenden Raten und die anfallenden Zinsen. Zudem steht Ihnen bei Ihrer Hausbank eine persönliche Ansprechperson zur Seite, um eine zuverlässige Beratung sicherzustellen.
Sollten Sie kurzfristig mehr Geld brauchen, als auf Ihrem Konto zu Verfügung steht, können Sie einen Dispositionskredit oder Dispo-Kredit (“eingeräumte Überziehung”) beantragen. Es wird Ihnen dann ein Kreditrahme auf Ihrem Konto zur Verfügung gestellt. Eine Überziehung ohne Absprache sollte hingegen vermieden werden. Langfristig ist der Dispo so oder so nicht empfehlenswert. Der Überblick über die Konto-Schulden ist leicht verloren und die Zinsen sind meist viel höher als bei einem Privatkredit. Den können Sie bei vorhandener Bonität in der Wunschhöhe mit Ihrer Bank vereinbaren. Die Rückzahlung erfolgt dann in fest planbaren Raten.
Preise vergleichen
Bleiben Sie wachsam und vergleichen Sie Preise. Das gilt im Alltag – etwa beim Einkaufen – aber auch bei Strom- oder Internet-Verträgen, an die man sich längerfristig bindet. Dennoch sollten Sie bei Angeboten skeptisch sein. Vor großen Aktionen wie beispielsweise Black Friday werden die Preise häufig angehoben, um sie dann scheinbar rabattiert zu verkaufen. Ersparnisse sind hier nur Suggestion.
Bezahlverhalten ändern
Um finanzielle Schwierigkeiten vorzubeugen, hilft es, sich immer zeitnah mit anfallenden Kosten zu beschäftigen. Begleichen Sie Rechnungen immer sofort nach Erhalt, um Mahnungen zu vermeiden und nicht den Überblick über bevorstehende Zahlungsforderungen zu verlieren. Hilfreich kann es auch sein, wieder mehr bar zu bezahlen. Heben Sie zu Beginn eines Monats die Summe ab, die Sie sich zum Beispiel für Shopping, Kino oder Co. gesetzt haben. Für diese Ausgaben darf nur das Bargeld, das sich im Geldbeutel befindet, genutzt werden. So fällt es leichter, sich an festgelegte Budgets zu halten.
Finanzielles Polster aufbauen
Auch beim Finanziellen ist Vorsorge zu empfehlen. Denn in unerwarteten Lebenssituationen können Rücklagen eine große Erleichterung sein. Die gute Nachricht: Oft reichen bereits kleine monatliche Sparbeträge ab 25 € aus, um langfristig ein finanzielles Polster aufzubauen.
Fazit
Schulden zu vermeiden, sollte das oberste Ziel sein. Dabei können bereits kleine Schritte helfen, den Überblick über die finanzielle Situation zu behalten: vom digitalen Finanzplaner bis zum Preisvergleich. Wenn sich doch einmal finanzielle Probleme abzeichnen, sollten Sie so früh wie möglich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Je eher Sie das Problem angehen, desto besser stehen die Lösungschancen.