Wer ist Miljö?
Die Band Miljö steht für die neue kölsche Musik – im Karneval, aber nicht nur. Die Bandmitglieder, Jahrgang 1985/86, kennen sich seit ihrer gemeinsamen Schulzeit in Holweide. Der Frontmann Mike Kremer komponiert, textet, singt, spielt Gitarre und Klavier. Nils Schreiber komponiert, textet, singt, spielt Akkordeon und Gitarre. Simon Rösler ist der Schlagzeuger, Max Eumann spielt Bass, Sven Löllgen ist der Leadgitarrist. Bisher sind drei Alben und acht Singles der Band erschienen. Mit Karnevalshits wie „Su lang die Leechter noch brenne“, „Wolkeplatz“ oder „Kölsch statt Käsch“ wurde Miljö populär. Aber auch außerhalb der Session spielen sie fast jedes Wochenende ein Konzert.
Das Interview mit Miljö
Wie erklärt Ihr Euch Euren Erfolg?
Mike Kremer: Noch vor zehn Jahren war kölsche Musik hauptsächlich auf den Karneval gemünzt. Inzwischen ist es nicht mehr so. Mit dem Aufkommen von neuen Bands wie Kasalla oder Querbeat hat die Szene eine regelrechte Renaissance erlebt. Die Musik wurde vielseitiger, moderner, und es gibt immer mehr Menschen, die sich dafür auch außerhalb der Session begeistern. Dass wir ein Teil dieser Entwicklung sind, freut uns enorm.
Wie lange gibt es Miljö?
Nils Schreiber: Seit sieben Jahren. Aber wir machen schon viel länger gemeinsam Musik. Während unserer Schulzeit hatten wir in unterschiedlichen Bands gespielt – Rock, Ska, Punk. Erst waren es englische Texte, später haben wir auch deutschsprachige Musik mit Singer-Songwriter-Elementen gemacht – auf Hochdeutsch. Wir sind zwar mit Bläck Fööss und Brings groß geworden, aber in unserem eigenen musikalischen Tun spielte kölsche Musik bis 2012 keine Rolle.
Was war der Grund für die Kehrtwende?
Mike Kremer: Ein befreundeter Karnevalsverein aus Dünnwald, die Fidele Wildwützjer, hat uns mal gefragt, ob wir beim Veedelszoch mitgehen und Musik machen wollten. So standen wir ein paar Jahre am Karnevalssonntag auf dem Heuwagen und spielten die bekanntesten Karnevalslieder. Das hat immer sehr viel Spaß gemacht. Irgendwann fragten uns die Wildwützjer, warum wir keine eigenen Songs schreiben. Das war der Anstoß, es zu versuchen. Danach ging alles ziemlich schnell. Wir haben den Song „De Welt noch nit jesinn“ geschrieben und hatten innerhalb von wenigen Monaten einen Plattenvertrag.
2016 habt Ihr mit „Su lang die Leechter noch brenne“ den Senkrechtstart in die Karneval-Charts hingelegt. Wie war das für Euch?
Mike Kremer: Es war eine völlig neue Erfahrung mit vielen Gänsehautmomenten. Wenn wir auf die Bühne gekommen sind, wurden wir als die Band mit dem „Lommi“-Lied wiedererkannt. Das Publikum stand plötzlich auf den Tischen und hat von Anfang bis zum Ende mitgesungen. Dabei haben wir im Vorfeld lange diskutiert, ob der Song nicht zu viel Text hätte und zu einer Single taugt.
Wie hat dieser Erfolg Euer Leben verändert?
Nils Schreiber: Er war auf jeden Fall der Anstoß zu einer Weiterentwicklung der Band. Alle Lieder, die wir seitdem gemacht haben, kamen unter die Top Drei bei den Mitsingabenden „Loss mer singe“ und auf den „Karneval der Stars“-Sampler. So konnten wir ein breites Publikum erreichen, unsere Strukturen haben sich peu à peu professionalisiert. Ab diesem Sommer sind wir alle auch hauptberuflich Musiker. Das ist ein großer Schritt für uns. Wäre der Erfolg 2016 ausgeblieben, weiß ich nicht, ob wir als Band noch lange weitergemacht hätten.
Mike Kremer: Wir haben alle Familien. So stellt sich irgendwann die Frage: Kann ich ein Hobby mit einem so hohen zeitlichen Aufwand betreiben, wenn finanziell nichts zurückkommt? Deshalb empfand ich nach unserem ersten Hit einen ziemlich großen Druck, ein Lied zu komponieren, das an diesen Erfolg anknüpfen konnte. Das hat mit „Wolkeplatz“ zum Glück funktioniert.