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ETFs oder herkömmliche Investmentfonds? – „Die Mischung macht‘s“
Dennis Zaunbrecher, Auszubildender bei der Sparkasse KölnBonn, spricht in der zweiten Folge für meinkoelnbonn.de mit seinen beiden Kollegen, den Wertpapierexperten Gerald Forsbach und Andreas Werling, über die Frage, was der Unterschied zwischen ETFs und aktiv gemanagten Investmentfonds ist und wo die beiden Fondstypen ihre Stärken haben.

Dennis: Hallo, Gerald und hallo, Andreas, schön, dass Ihr wieder Zeit gefunden habt, um mit mir über ein neues Thema zu sprechen. Ich bekomme von Kundinnen und Kunden, aber auch im privaten Bereich die Frage gestellt, ob es eine gute Idee ist, in ETFs zu investieren. Und wie diese Fonds funktionieren. Könnt ihr das Thema als Experten verständlich erläutern?
Andreas: Die Frage lässt sich tatsächlich nicht so pauschal beantworten. Vielleicht ist es einfacher, wenn man dazu erst einmal klarmacht, wo die Unterschiede zu aktiv gemanagten Fonds liegen. Bei einem ETF investiere ich einen Korb von Wertpapieren, der durch einen bestimmten Index repräsentiert wird. Beim Deutschen Aktienindex Dax sind das zum Beispiel die 40 größten deutschen Aktien, die an der Börse in Frankfurt gehandelt werden. Wenn eine bestimmte Aktie in den Dax neu aufgenommen wird – so wie vor wenigen Wochen Beiersdorf – muss sie auch ein Dax-ETF kaufen. Und die Aktie, die dafür den Index verlassen muss, wird verkauft. Hinter einem ETF steckt also kein Mensch, der sich Gedanken über gute Anlageideen macht. Es reicht ein Computer, der verfolgt, wie sich der Index verändert und das dann im Fondsportfolio nachvollzieht. Das hat für Anlegerinnen und Anleger den Vorteil, dass die Gebühren, vor allem die laufenden Verwaltungskosten, von ETFs niedriger sind als bei einem aktiv verwalteten Fonds.
Verkauf von ETFs jederzeit möglich
Dennis: Wofür steht denn genau die Abkürzung ETF?
Gerold: Für Exchange Traded Fund. Das bedeutet, ETFs werden fortlaufend an der Börse gehandelt. Anlegerinnen und Anleger können sie also kaufen und bei Bedarf untertägig auch wieder verkaufen. Bei einem aktiv verwalteten Fonds gibt die Fondsgesellschaft meist nur einmal pro Börsentag Anteile aus und nimmt welche zurück.
Dennis: Niedrige Kosten und schneller Handel – das klingt für mich nach überzeugenden Vorteilen. Wo ist der Haken?
Andreas: Es gibt in diesem Sinne keinen Haken. Aber das Konzept eines ETF hat seine Nachteile. Um beim anfangs genannten Beispiel zu bleiben: Wenn wir zwei bis drei Jahre zurückschauen, mussten Dax-ETFs zeitweise im großen Stil in Aktien des mittlerweile Pleite gegangenen Zahlungsdienstleisters Wirecard investieren. Das haben zwar auch die Managerinnen und Manager von aktiv gemanagten Fonds getan. Aber diese hatten dann die Möglichkeit, umgehend einzugreifen und die Papiere zu verkaufen, als sich abgezeichnet hat, dass es Unregelmäßigkeiten gab und die Geschäftsführung wichtige Fragen unbeantwortet ließ. Bei Dax-ETFs mussten Anlegerinnen und Anleger darauf warten, dass die Börsenverwaltung die Aktie aus dem Index geworfen hat.
Aktives Management hat seine Daseinsberechtigung
Dennis: Und welcher Fond erzielt die besseren Anlageergebnisse?
Gerold: Das ist letztlich eine Frage des Betrachtungszeitraums. Die Vergangenheit hat jedenfalls gezeigt, dass gute, aktiv gemanagte Fonds in der Lage sind, Indexfonds zu schlagen.
Andreas: Es kommt auch darauf an, wie gut die Fondsmanagerin oder der Fondsmanager auf die Entwicklungen an der Börse, aber eben auch in der Wirtschaft reagiert. Es kommt immer wieder vor, dass einzelne aktiv gemanagte Fonds über Jahre hinweg besser als alle bekannten Indizes abschneiden. Natürlich ist das keine Garantie für zukünftige ebenso gute Anlageerfolge. Aber in der jüngeren Vergangenheit gab es zum Beispiel einige Fonds, die sich stark auf das Investmentthema Erderwärmung fokussiert haben.

Mit dieser Anlagestrategie sind sie besser gelaufen als etwa der Dax, der Euro Stoxx 50, der MSCI World oder der amerikanische S&P 500. Nach Kosten, versteht sich. Das liegt auch daran, dass Unternehmen, die dieses Thema mit ihren Produkten und Dienstleistungen bearbeiten, in den herkömmlichen Indizes bislang nicht ausreichend präsent waren beziehungsweise sind. Das wird sich in den kommenden Jahren wahrscheinlich nach und nach ändern. Einzelne dieser Firmen werden wachsen, dadurch an der Börse an Wert gewinnen und dann in die Indizes aufsteigen. Aber daran sieht man: Aktives Management hat unbedingt seine Daseinsberechtigung.
Dennis: Sollte ich dann also doch eher in aktiv verwaltete Fonds investieren?
Gerold: Nicht durch die Bank weg. Wie in allen anderen Bereichen der Geldanlage gilt auch dort: Die Mischung macht es. Als Beimischung oder auch Basiskomponente kann es durchaus sinnvoll sein, einen ETF beziehungsweise Indexfonds mit ins Portfolio zu nehmen. So macht es auch unsere hauseigene Vermögensverwaltung. Das zeigt, dass dieser Fondstyp durchaus eine wichtige Rolle spielt als Portfoliobaustein. Das liegt auch daran, dass das Anlagespektrum, das Indexfonds abdecken, in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren enorm gewachsen ist. Es gibt ETFs für fast alle Anlageklassen, genauso wie für spezielle Regionen, Branchen oder auch Spezialthemen. Wenn unsere hauseigenen Vermögensmanager zum Beispiel die größten, dividendenstärksten Aktien in einem Produkt kaufen wollen, greifen sie zu einem entsprechenden ETF, weil es der einfachste und kostengünstigste Weg ist.
Aktiv gemanagte Fonds für spezielle Anlagen
Dennis: Und wann sind eher aktiv gemanagte Fonds eine überlegenswerte Alternative?
Gerold: Wenn Anlegerinnen und Anleger in Spezialmärkte investieren wollen – in China zum Beispiel. Für diesen Markt gibt es unter anderem wegen regulativer Hürden nur vergleichsweise wenige ETFs. Entscheidend für den Anlageerfolg in China ist allerdings, sehr genaue Kenntnisse über den Markt insgesamt und einzelne Unternehmen abseits der großen Indizes zu sammeln und systematisch auszuwerten. Diesen Zugang muss man sich mit Hilfe von Spezialisten erarbeiten – und auf die verzichten ja ETFs bewusst. Als Faustregel lässt sich vielleicht sagen: Je spezieller der Anlagekosmos oder das Investmentthema, desto eher können aktiv gemanagte Fonds ihre Stärken ausspielen. Aus Sicht von Anlegerinnen und Anlegern hat aber jedes der beiden Fondskonzepte seine Berechtigung – gerade auch für Selbstentscheiderinnen und -entscheider und auch, wenn es um nachhaltige Geldanlage geht.

Dennis: Jetzt haben wir viel über ETFs und aktiv gemangte Fonds gesprochen und ich habe viel von Euch gelernt. Dafür erst einmal vielen Dank. Ich nehme mit, dass ich mir als Anleger am Anfang genau anschauen sollte, welches Fondskonzept für meinen Anlagebedarf das geeignetere sein könnte. Vielleicht können wir dann beim nächsten Mal konkret noch etwas detaillierter auf einzelnen Märkte und Anlagethemen schauen. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn wir uns dazu weiter unterhalten könnten.