Wie läuft eine Unternehmensübernahme grundsätzlich ab?
Eine Unternehmensübernahme passiert nicht von heute auf morgen. Sie muss geplant, geprüft und reibungslos über die Bühne gebracht werden. Zudem ist sie mit vielen Regularien verbunden.
Manche Übernahmen sind deshalb ziemlich langwierig. Die exakte Dauer variiert je nach Unternehmensgröße und -struktur und auch je nach Übernahmeform. In den meisten Fällen dauert der gesamte Prozess von der Planung bis zur vollständigen Übergabe mehrere Monate bis Jahre. Je komplexer die Struktur, desto länger dauert es.
Auch wenn jede Übernahme immer individuell ist und unterschiedliche lange dauert, lassen sich die meisten zumindest grob in vier Phasen einteilen:
1. Informations- und Entscheidungsphase
Fragen Sie sich in der ersten Phase, ob eine Übernahme das Richtige ist, auch im Vergleich zur Neugründung. Überlegen Sie, ob das Unternehmen zu Ihnen passt, zum Beispiel im Hinblick auf Ihre Fähigkeiten, Ziele und Ihre Karriere.
Recherchieren Sie zudem rund um das Unternehmen. Möglicherweise können Sie auch Ihr Netzwerk nutzen, um mehr zu erfahren.
2. Prüfungsphase
Finanzielle KPIs prüfen
In diesem Schritt nehmen Sie das Unternehmen unter die Lupe. Im besten Fall haben Sie dabei Einsicht in finanzielle Kennzahlen und können zum Beispiel mithilfe der Bilanz einschätzen, wie gut oder schlecht es dem Unternehmen aktuell geht. Auch ein Blick auf die Wettbewerbssituation und Kundschaft ist in dieser Phase lohnenswert.
Unternehmenswert bestimmen (lassen)
Im Idealfall lassen Sie den Unternehmenswert durch eine Expertin oder einen Experten bestimmen. Das können Banken, die Branchenkammer, Fachverbände oder auch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sein. So können Sie sicher sein, dass alle relevanten Faktoren im Unternehmenswert berücksichtigt sind.
In den meisten Fällen wird der Unternehmenswert auf Basis des Ertragswertverfahrens ermittelt. Das bedeutet: Er basiert auf zukünftigen Erträgen, die Sie als Nachfolge erwirtschaften können. Für einen ersten Überblick können Sie aber auch online den KMUrechner der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin nutzen. Der Rechner ist ein einfaches, wissenschaftlich fundiertes und praxisorientiertes Tool zur Unternehmensbewertung – und gibt Ihnen damit eine erste gute Einschätzung.
Due-Diligence-Prüfung durchführen
Für zusätzliche Sicherheit sorgt eine Due-Diligence-Prüfung. Mit ihr prüfen Sie die wirtschaftliche, rechtliche, finanzielle und steuerliche Lage des Unternehmens und lernen potenzielle Risiken kennen. In unserer Checkliste zur Due-Diligence-Prüfung finden Sie alle relevanten Punkte.
Letter of Intent verfassen
Neben den ganzen Prüfungen ist es auch sinnvoll, schon jetzt einen sogenannten „Letter of Intent“ (kurz LoI) zu verfassen. Er verdeutlicht das Transaktionsinteresse beider Seiten, legt die grundlegenden Konditionen fest und kann – je nachdem wie er formuliert ist – auch rechtlich bindend sein.
3. Verhandlungs- und Planungsphase
Haben Sie die Prüfungen abgeschlossen und sind vom Kauf überzeugt, erhalten Sie ein Kaufangebot. Das Angebot regelt alle Aspekte, die für die Übernahme wichtig sind. Dazu gehört auch Ihre Finanzierung.
Neben der Angebotsverhandlung geht es in diesem Schritt oft auch um die Pläne für die Zukunft, also die Frage: Wie soll das Unternehmen weiterentwickelt werden? Solche Pläne sind auch Teil des Businessplans, der wiederum für die Finanzierung eine Rolle spielt.
4. Transaktion, Integrations- und Übergangsphase
Ist der Kauf abgeschlossen, geht es darum, den Übergang von alter zu neuer Geschäftsleitung erfolgreich zu gestalten. Im Wesentlichen spielen dabei vor allem drei Aspekte eine Rolle:
- Führung übernehmen: Um als Nachfolge erfolgreich zu führen, sollte Sie mit der bisherigen Geschäftsleitung zusammenarbeiten. Ein vertrauensvolles Verhältnis kann hier helfen, um aktuelle Themen und die Verantwortung sicher zu übergeben.
- Mitarbeitende einbeziehen: Ihre Mitarbeitenden sind Ihre wichtigste Ressource. Ergeben sich neue Strukturen sollten sie deshalb eingebunden und bei Bedarf geschult werden. In der Übergangsphase ist es auch wichtig, ein offenes Ohr zu haben: Welche Bedürfnisse haben Ihre Mitarbeitenden? Welche Sorgen haben sie in Bezug auf die Übergabe? Nur indem Sie die Belegschaft einbinden, kann es gelingen, die Unternehmenskultur beizubehalten. Eine klare Kommunikation und eine durchdachte Strategie helfen dabei.
- Kunden- und Geschäftspartnerbeziehungen pflegen: Kommunizieren Sie nicht nur mit der Belegschaft, sondern auch mit den bestehenden Kundinnen und Geschäftspartnern. Informieren Sie sie über die Übernahme und pflegen sie die Beziehungen während des Übergangs – und auch danach. In den meisten Fällen ist es sinnvoll, bestehende Verträge fortzuführen und Vereinbarungen weiterhin einzuhalten – auch, um Konflikte zu vermeiden.
Wahrscheinlich werden Sie in dieser Phase nicht alles Bestehende beibehalten. Denn möglicherweise sind die übernommenen Strukturen und Prozesse veraltet. Es lohnt sich, den Status quo regelmäßig zu überprüfen, Veränderungen behutsam einzuleiten und sorgsam zu begleiten.