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Was die Zinserhöhung der EZB bedeutet
Am 27. Juli 2023 hat die Europäische Zentralbank ihre Leitzinssätze jeweils um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Die Entscheidung tritt am 2. August 2023 in Kraft. Mit der Erhöhung der Zinsen nutzt die EZB ein geldpolitisches Instrument, um der Inflation und damit den Preissteigerungen entgegenzuwirken. Zugleich verwies die EZB auf die Datenabhängigkeit der nächsten Zinsentscheidungen. Doch welche Konsequenzen hat die Zinserhöhung für Verbraucherinnen und Verbraucher?
Hauptrefinanzierungszins, Spitzenrefinanzierungszins und Einlagefazilität
Tatsächlich hat die EZB nicht nur einen Zins erhöht, sondern gleich drei. Ihre Namen sind kompliziert, doch für die Arbeit von Sparkassen und anderen Finanzinstituten sind sie wichtig. Denn sie sind die Grundlage für die Produkte und auch deren Preise, die Sparkassen und andere Finanzinstitute den Kundinnen und den Kunden bieten.
Hauptrefinanzierungszins:
Der Leitzins. Er legt fest, zu welchem Zinssatz sich Banken bei der EZB über einen Zeitraum von mindestens einer Woche Geld leihen können. Diese Kosten geben Banken in Form von Zinsen an die Kundinnen und Kunden weiter, die einen Kredit aufnehmen. Der Leitzins wird von 4,0 Prozent auf 4,25 Prozent angehoben. Entsprechend werden die Zinsen auf Kredite steigen.
Spitzenrefinanzierungszins:
Dieser Zins legt fest, zu welchem Preis sich Sparkassen und Banken kurzfristig Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen können. Niedrige Zentralbank-Zinsen sollen die Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken ankurbeln und damit der Wirtschaft neue Wachstumsimpulse verleihen. Umgekehrt sollen steigende Zinsen Kredite teurer machen und damit dämpfend auf die Nachfrage wirken, was zu nachlassendem Preisdruck und damit geringerer Inflation führen soll. Dieser Zins wird auf 4,5 Prozent angehoben.
Einlagefazilität:
Sie sagt aus, wie Geld verzinst wird, das Sparkassen und Banken über Nacht bei der EZB angelegt haben. Dieser Zins war seit 2014 negativ. Finanzinstitute mussten also für geparktes Geld bezahlen. Mit der Entscheidung vom 27. Juli 2023 steigt dieser Zins auf 3,75 Prozent.
Was für Kreditnehmerinnnen und Kreditnehmer eines Immobiliendarlehens gilt
Wer noch vor Juli 2022 eine Immobilienfinanzierung abgeschlossen und eine möglichst lange Zinsbindungsfrist gewählt hat, kann sich noch einigermaßen entspannt zurücklehnen. Alle, deren Kreditlaufzeit in den kommenden Monaten endet, sollten dagegen aktiv werden. Denn viele müssen bei der Anschlussfinanzierung mit höheren Zinssätzen als bisher rechnen. Das heißt: Die monatlichen Rückzahlungsraten werden steigen. In Kombination mit den höheren Kosten für Energie und Lebensmittel kann das zu einer besonderen finanziellen Herausforderung werden.
Wer also bald das Ende seiner Zinsbindungsfrist erreicht hat, sollte sich jetzt von den Immobilienberaterinnen und -beratern der Sparkasse KölnBonn beraten lassen.
Rückkehr des Bausparvertrags
In Zeiten der steigenden Zinsen auf Immobiliendarlehen werden auch Bausparverträge als Baustein für die Immobilienfinanzierung deutlich attraktiver – egal, ob Neu- oder Anschlussfinanzierung. „Denn auch mit ihnen sichert man sich die aktuell gültigen Zinsen von heute für später“, so Olga Gusser. Und mit dem heute gesicherten Zinssatz kann die Finanzierung langfristig geplant werden. Darüber hinaus schützt man sich mit dem gesicherten Zinssatz vor steigenden Finanzierungskosten bei der Anschlussfinanzierung. Für die individuellen Bedürfnisse gibt es unterschiedliche Bauspartarife. Entsprechend sollten diejenigen, die über einen Haus- oder Wohnungskauf in der Zukunft nachdenken oder für die noch eine Anschlussfinanzierung ansteht, sich jetzt beraten lassen. Noch lukrativer wird der Bausparvertrag für diejenigen, die dort vermögenswirksame Leistungen einzahlen oder die Arbeitnehmerspar- oder die Wohnungsbauprämie dafür in Anspruch nehmen können. Neben diesen staatlichen Förderungen gibt es zusätzlich die Möglichkeit, die staatliche Riesterförderung in den Vertrag einzubauen. Dadurch kann der Kredit schneller abbezahlt werden. Ein Bausparvertrag eignet sich übrigens auch, um eine energetische oder allgemeine Sanierung des Eigenheims finanziell stemmen zu können.
Wie sich die Zinserhöhung auf Sparerinnen und Sparer auswirken könnte
Wem monatliche feste Sparraten zu viel sind, der sollte zumindest versuchen, immer wieder kleinere Geldbeträge zurückzulegen. So lassen sich dann unerwartete Ausgaben leichter bezahlen.
Hierbei gibt es dank der Zinserhöhungen nun auch wieder mehr lukrative Angebote. „Wir haben alle keine Glaskugel und können sagen wie sich die Zinsen für Sparprodukte wie Festgeld oder Tagesgeld in den kommenden Monaten weiter entwickeln werden“, sagt Nina Schneider, Referentin Produkt- und Preismanagement. „Dass sie aktuell wieder steigen, ist zumindest für die Anlegerinnen und Anleger, die eher konservativ Vermögen aufbauen, eine gute Nachricht“. Davon profitieren auch diejenigen, die aktuell noch größere Summen auf dem Girokonto geparkt haben, und die ihr Geld zumindest kurzfristig zu besseren Konditionen anlegen wollen. „Wer dagegen in Fonds, ETFs oder Aktien investiert hat, wird dort vermutlich auch bleiben. Denn ein Investment an der Börse ist immer langfristig gedacht.“
Höhere Zinsen für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer
Für die Kundinnen und Kunden, die in der nächsten Zeit einen Kredit aufnehmen wollen, kann die Leitzinserhöhung in den Konditionsangeboten spürbar werden. Denn durch diese Erhöhung steigen auch bei Ratenkrediten die Zinsen. „Seit Anpassung der Leitzinsen im letzten Jahr haben sich auch die Konditionen im Wettbewerb erhöht. Diese Entwicklung konnten wir letztes Jahr beobachten. Wie stark sich die Erhöhung der Leitzinsen um weitere 0,25 % auf den Wettbewerb auswirkt, bleibt abzuwarten.“ Geld leihen wird für Kundinnen und Kunden der Sparkasse und anderer Finanzinstitute also teurer.
Wer schon länger über die Finanzierung einer größeren Anschaffung nachdenkt, sollte vielleicht doch jetzt noch zuschlagen. „Da die Preise und die Zinsen vermutlich weiter steigen werden, wird es günstiger sein, diese noch vor der nächsten Zinssteigerung umzusetzen,“, sagt Olga Gusser. Allerdings muss eine solche Entscheidung immer individuell und abhängig von der finanziellen Situation getroffen werden.